GSA 25_W 2

H.3

S 8

Amor ein Mahler¹.

Amor ein Landschaftsmahler¹.

Saß ich früh auf einer Felsenspitze,¹

Saß ich früh auf einer Felsenspitze

Saß ich früh auf einer Felsenspitze,¹

Sah mit starren Augen in den Nebel,¹

Sah mit starren Augen in den Nebel

Sah mit starren Augen in den Nebel,¹

Wie ein grau grundirtes Tuch gespannet

Wie ein grau grundirtes ~~Buch~~¹ Tuch gespannet

Wie ein grau grundirtes Tuch gespannet,²

Deckt’¹ er alles in die Breit’² und Höhe.

Deckt¹ er alles in die Breit'² und Höhe.

Deckt’¹ er alles in die Breit’² und Höhe.

Stellt’¹ ein Knabe sich mir an die Seite,²

Stellt'¹ ein Knabe sich mir an die Seite

Stellt’¹ ein Knabe sich mir an die Seite,²

Sagte: Lieber¹ Freund,² wie magst du starrend³

Sagte: lieber¹ Freund wie magst du starrend³

Sagte: Lieber¹ Freund,² wie magst du star rend³

Auf das leere Tuch gelassen¹ schauen?²

Auf das leere Tuch gelaßen¹ schauen

Auf das leere Tuch gelassen¹ schauen?²

Hast du denn zum Mahlen und zum Bilden

Alle Lust auf ewig wohl verlohren¹?

Alle Lust auf ewig wohl verloren¹?

Sah ich an das Kind,¹ und dachte heimlich

Sah ich an das Kind und dachte heimlich

Sah ich an das Kind,¹ und dachte heimlich:²

Will das Bübchen doch den Meister machen!

Willst du immer trüb¹ und müssig² bleiben,³

Willst du immer trüb¹ und müßig² bleiben?³

Willst du immer trüb’¹ und müßig² bleiben,³

Sprach der Knabe ; ,¹ kann nichts kluges werden.²

Sprach der Knabe;¹ kann nichts kluges werden.²

Sprach der Knabe,¹ kann nichts kluges werden:²

Sieh,¹ ich will dir gleich ein Bildchen mahlen,

Sieh ich will dir gleich ein ~~Bilchen~~² Bildchen mahlen,

Sieh,¹ ich will dir gleich ein Bildchen mahlen,

Dich ein hübsches Bildchen mahlen lehren.

Und er richtete den Zeigefinger

Und er richtete den Zeigefinger,¹

Der so röthlich war wie eine Rose

Der so röthlich war wie eine Rose,¹

Nach dem weiten ausgespannten Teppich,

Fing mit seinem Finger an zu zeichnen.¹

Fing mit seinem Finger an zu zeichnen:¹

Oben mahlt¹ er eine schöne Sonne,

Oben mahlt’¹ er eine schöne Sonne,

Die mir in die Augen mächtig glänzte,

Und den Saum der Wolken macht¹ er golden,

Und den Saum der Wolken macht’¹ er golden,

Ließ die Strahlen durch die Wolken dringen.¹

Ließ die Strahlen durch die Wolken dringen;¹

Mahlte dann die zarten,¹ leichten Wipfel

Mahlte dann die zarten leichten Wipfel

Frisch erquickter Bäume, zog die Hügel

Frisch erquickter Bäume, zog die Hügel,¹

Einen nach dem andern frey dahinter.¹

Einen nach dem andern frey dahinter;¹

Unten ließ ers¹ nicht an Wasser fehlen,

Unten ließ er’s¹ nicht an Wasser fehlen,

Zeichnete den Fluß so ganz natürlich

Zeichnete den Fluß so ganz natürlich,¹

Daß er schien im Sonnenstrahl zu glitzern,

Daß er schien am hohen Rand zu rauschen.

Ach da standen Blumen an dem Fluße¹,

Ach da standen Blumen an dem Flusse¹,

Und da waren Farben auf der Wiese

Und da waren Farben auf der Wiese,¹

Gold und Schmelz und Purpur und ein Grünes¹

Gold und Schmelz und Purpur und ein Grü nes,¹

Alles wie Schmaragd und wie Karfunkel!

[249] Zweyte Sammlung.

Hell und rein ~~lassirt~~¹ lasirt er drauf den Himmel

Hell und rein lasirt er drauf den Himmel,²

Und die blauen Berge fern und ferner .¹ :

Und die blauen Berge fern und ferner:

[77]

Daß ich ganz entzückt und neugebohren¹

Daß ich ganz entzückt und neu geboren¹

Bald den Mahler bald das Bild beschaute.

Bald den Mahler,¹ bald das Bild beschaute.

Hab'¹ ich doch, so sagt'² er, dir bewiesen

Hab’¹ ich doch, so sagt’² er, dir bewiesen,³

Daß ich dieses Handwerk gut verstehe;

Doch es ist das schwerste noch zurücke.

Zeichnete darnach mit spitzem Finger

Und mit großer Sorgfalt,¹ an dem Wäldchen,

Und mit großer Sorgfalt an dem Wäldchen,

Grad ans¹ Ende wo die Sonne kräftig

G’rad’ an’s¹ Ende,² wo die Sonne kräftig

Von dem hellen Boden wiederglänzte,

Zeichnete das allerliebste Mädchen,

Wohlgebildet, zierlich angekleidet,

Frische Wangen unter braunen Haaren,

Und die Wangen waren von der Farbe

Und die Wangen waren von der Farbe,¹

Wie das Fingerchen das sie gebildet.

Wie das Fingerchen,¹ das sie gebildet.

O du Knabe, rief ich, welch ein Meister

Hat in seine Schule dich genommen,

Daß du so geschwind und so natürlich

Alles klug beginnst und gut vollendest?

Da ich noch so rede, sieh da rühret

Da ich noch so rede, sieh,¹ da rühret

Sich ein Windchen und bewegt die Gipfel

Sich ein Windchen,¹ und bewegt die Gipfel,²

Kräuselt¹ alle Wellen auf dem Fluße²,

Kräußelt¹ alle Wellen auf dem Fluße²,

Kräuselt¹ alle Wellen auf dem Flusse²,

Füllt den Schleyer des vollkommnen Mädchens¹,

Füllt den Schleyer des vollkommen Mädchens¹,

Füllt den Schleyer des vollkommnen Mäd chens¹,

Und was mich Erstaunten mehr erstaunte

Und was mich ~~erstaunten~~² Erstaunten mehr erstaunte

Und,¹ was mich Erstaunten mehr erstaunte,³

Fängt das Mädchen an,¹ den Fuß zu rühren,

Fängt das Mädchen an den Fuß zu rühren,

Geht zu kommen, nähert sich dem Orte

Geht zu kommen, ~~nährt~~¹ nähert sich dem Orte

Geht zu kommen, nähert sich dem Orte,²

Wo ich mit dem losen Lehrer sitze.

Da nun alles alles sich bewegte,

Da nun alles,¹ alles sich bewegte,

Bäume, Fluß und Blumen und der Schleyer

Und der zarte Fuß der Allerschönsten;

Und der zarte Fuß der ~~allerschönsten~~¹ Allerschönsten ;

Und der zarte Fuß der Allerschönsten;

Glaubt ihr wohl,¹ ich sey auf meinem Felsen

Glaubt ihr wohl ich sey auf meinem Felsen,²

Glaubt ihr wohl,¹ ich sey auf meinem Felsen,²

Wie ein Felsen, still und fest geblieben?¹

Wie ein Felsen, still und fest geblieben.¹

Wie ein Felsen, still und fest geblieben?¹