Vermischte Gedichte

Erste Sammlung

Der neue Amadis

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Als ich noch ein Knabe war,

Sperrte man mich ein;

Und so saß ich manches Jahr

Über mir allein

Wie im Mutterleib.

Doch du warst mein Zeitvertreib,

Goldne Phantasie,

Und ich ward ein warmer Held

Wie der Prinz Pipi,

Und durchzog die Welt.

Baute manch krystallen Schloß,

Und zerstört’ es auch,

Warf mein blinkendes Geschoß

Drachen durch den Bauch,

Ja ich war ein Mann!

Ritterlich befreyt’ ich dann

Die Prinzessinn Fisch;

Sie war gar zu obligeant,

Führte mich zu Tisch,

Und ich war galant.

Und ihr Kuß war Götterbrot,

Glühend wie der Wein.

Ach! ich liebte fast mich todt!

Rings mit Sonnenschein

War sie emaillirt.

Ach! wer hat sie mir entführt?

Hielt kein Zauberband

Ihr zu schnelles Fliehn?

Sagt, wo ist ihr Land?

Wo der Weg dahin?

Heidenröslein

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Sah ein Knab’ ein Röslein stehn,

Röslein auf der Heiden,

War so jung und morgenschön,

Lief er schnell es nah zu sehn,

Sah’s mit vielen Freuden.

Röslein, Röslein, Röslein roth,

Röslein auf der Heiden.

Knabe sprach: ich breche dich,

Röslein auf der Heiden!

Röslein sprach: ich steche dich,

Daß du ewig denkst an mich,

Und ich will’s nicht leiden.

Röslein, Röslein, Röslein roth,

Röslein auf der Heiden.

Und der wilde Knabe brach

’s Röslein auf der Heiden;

Röslein wehrte sich und stach,

Half ihr doch kein Weh und Ach,

Mußte es eben leiden.

Röslein, Röslein, Röslein roth,

Röslein auf der Heiden.

Blinde Kuh

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O liebliche Therese!

Warum seh’ ich so böse

Mit offnen Augen dich?

Die Augen fest verbunden,

Hast du mich gleich gefunden,

Und warum fingst du eben – mich?

Du faßtest mich auf’s beste,

Und hieltest mich so feste,

Ich sank in deinen Schooß.

Kaum warst du aufgebunden,

War alle Lust verschwunden;

Du ließest kalt den Blinden los.

Er tappte hin und wieder,

Verrenkte fast die Glieder,

Und alle foppten ihn.

Und willst du mich nicht lieben;

So geh’ ich stets im Trüben,

Wie mit verbundnen Augen hin.

Stirbt der Fuchs, so gilt der Balg

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Nach Mittage saßen wir

Junges Volk im Kühlen;

Amor kam, und stirbt der Fuchs

Wollt’ er mit uns spielen.

Jeder meiner Freunde saß

Froh bey seinem Herzchen;

Amor blies die Fackel aus,

Sprach: hier ist das Kerzchen.

Und die Fackel, wie sie glomm,

Ließ man eilig wandern,

Jeder drückte sie geschwind

In die Hand des andern.

Und mir reichte Dorilis

Sie mit Spott und Scherze;

Kaum berührt mein Finger sie,

Hell entflammt die Kerze,

Sengt mir Augen und Gesicht,

Setzt die Brust in Flammen,

Über meinem Haupte schlug

Fast die Gluth zusammen.

Löschen wollt’ ich, patschte zu;

Doch es brennt beständig;

Statt zu sterben ward der Fuchs

Recht bey mir lebendig.

Wechsel-Lied zum Tanze

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Die Gleichgültigen

Komm mit, o Schöne, komm mit mir zum Tanze;

Tanzen gehöret zum festlichen Tag.

Bist du mein Schatz nicht, so kannst du es werden,

Wirst du es nimmer, so tanzen wir doch.

Komm mit, o Schöne, komm mit mir zum Tanze;

Tanzen verherrlicht den festlichen Tag.

Die Zärtlichen

Ohne dich, Liebste, was wären die Feste?

Ohne dich, Süße, was wäre der Tanz?

Wärst du mein Schatz nicht, so möcht’ ich nicht tanzen;

Bleibst du es immer, ist Leben ein Fest.

Ohne dich, Liebste, was wären die Feste?

Ohne dich, Süße, was wäre der Tanz?

Die Gleichgültigen

Laß sie nur lieben, und laß du uns tanzen!

Schmachtende Liebe vermeidet den Tanz.

Schlingen wir fröhlich den drehenden Reihen,

Schleichen die andern zum dämmernden Wald.

Laß sie nur lieben, und laß du uns tanzen!

Schmachtende Liebe vermeidet den Tanz.

Die Zärtlichen

Laß sie sich drehen, und laß du uns wandeln!

Wandeln der Liebe ist himmlischer Tanz.

Amor, der Nahe, er höret sie spotten,

Rächet sich einmal, und rächet sich bald.

Laß sie sich drehen, und laß du uns wandeln!

Wandeln der Liebe ist himmlischer Tanz.

Der Abschied

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Laß mein Aug’ den Abschied sagen,

Den mein Mund nicht nehmen kann!

Schwer, wie schwer ist er zu tragen!

Und ich bin doch sonst ein Mann.

Traurig wird in dieser Stunde

Selbst der Liebe süßtes Pfand,

Kalt der Kuß von deinem Munde,

Matt der Druck von deiner Hand.

Sonst, ein leicht gestohlnes Mäulchen,

O wie hat es mich entzückt!

So erfreuet uns ein Veilchen,

Das man früh im März gepflückt.

Doch ich pflücke nun kein Kränzchen,

Keine Rose mehr für dich.

Frühling ist es, liebes Fränzchen,

Aber leider Herbst für mich!

Erster Verlust

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Ach! wer bringt die schönen Tage,

Jene Tage der ersten Liebe,

Ach! wer bringt nur Eine Stunde

Jener holden Zeit zurück!

Einsam nähr’ ich meine Wunde,

Und mit stets erneuter Klage

Traur’ ich um’s verlorne Glück.

Ach! wer bringt die schönen Tage,

Jene holde Zeit zurück!

Die schöne Nacht

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Nun verlaß’ ich diese Hütte,

Meiner Liebsten Aufenthalt,

Wandle mit verhülltem Schritte

Durch den öden, finstern Wald:

Luna bricht durch Busch und Eichen,

Zephyr meldet ihren Lauf,

Und die Birken streun mit Neigen

Ihr den süßten Weihrauch auf.

Wie ergetz’ ich mich im Kühlen

Dieser schönen Sommernacht!

O wie still ist hier zu fühlen,

Was die Seele glücklich macht!

Läßt sich kaum die Wonne fassen;

Und doch wollt’ ich, Himmel, dir

Tausend solcher Nächte lassen,

Gäb’ mein Mädchen Eine mir.

Willkomm und Abschied

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Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!

Es war gethan fast eh’ gedacht;

Der Abend wiegte schon die Erde,

Und an den Bergen hing die Nacht:

Schon stand im Nebelkleid die Eiche,

Ein aufgethürmter Riese, da,

Wo Finsterniß aus dem Gesträuche

Mit hundert schwarzen Augen sah.

Der Mond von einem Wolkenhügel

Sah kläglich aus dem Duft hervor,

Die Winde schwangen leise Flügel,

Umsaus’ten schauerlich mein Ohr;

Die Nacht schuf tausend Ungeheuer;

Doch frisch und fröhlich war mein Muth:

In meinen Adern welches Feuer!

In meinem Herzen welche Gluth!

Dich sah ich, und die milde Freude

Floß von dem süßen Blick auf mich,

Ganz war mein Herz an deiner Seite,

Und jeder Athemzug für dich.

Ein rosenfarbnes Frühlingswetter

Umgab das liebliche Gesicht,

Und Zärtlichkeit für mich – Ihr Götter!

Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht!

Doch ach! schon mit der Morgensonne

Verengt der Abschied mir das Herz:

In deinen Küssen, welche Wonne!

In deinem Auge, welcher Schmerz!

Ich ging, du standst und sahst zur Erden,

Und sahst mir nach mit nassem Blick:

Und doch, welch Glück geliebt zu werden!

Und lieben, Götter, welch ein Glück!

An die Entfernte

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So hab’ ich wirklich dich verloren?

Bist du, o Schöne, mir entflohn?

Noch klingt in den gewohnten Ohren

Ein jedes Wort, ein jeder Ton.

So wie des Wandrers Blick am Morgen

Vergebens in die Lüfte dringt,

Wenn, in dem blauen Raum verborgen,

Hoch über ihm die Lerche singt:

So dringet ängstlich hin und wieder

Durch Feld und Busch und Wald mein Blick;

Dich rufen alle meine Lieder;

O komm, Geliebte, mir zurück!