Hermann und Dorothea

»Also das wäre Verbrechen …«

Informationen zum Text

Art des Textes
Gedicht
Titel (normiert, vorläufig)
Hermann und Dorothea
Gedichtanfang (normiert, vorläufig)
»Also das wäre Verbrechen …«
Quelle der vorläufigen Titeldaten
WA I 1,293
Kennung in der Forschungsdatenbank so:fie
93120

Historisch überlieferte Fassungen

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Elegie.

Synoptische Ansicht nicht verfügbar

Also das wäre Verbrechen? daß einst Properz mich begeistert,
Daß Martial sich zu mir auch, der Verwegne, gesellt,
Daß ich die Alten nicht hinter mir ließ, die Schule zu hüten,
Daß sie nach Latium gern mir in das Leben gefolgt.
Daß ich Natur und Kunst zu schauen mich treulich bestrebe,
Daß kein Nahme mich täuscht, daß mich kein Dogma beschränkt,
Daß nicht Stand und Rang und Geschäfft mich, den Menschen, verändert,
Daß ich der Heucheley dürftige Maske verschmäht;
Solcher Fehler, o Muse, die du so emsig gepfleget,
Zeihet der Pöbel mich, Pöbel nur sieht er in mir.
Ja sogar der bessere selbst, der gutmüthige deutsche,
Will mich anders; doch du, Muse, befiehlst mir allein.
Denn du bist es allein die mir die innere Jugend
Frisch erneuert und sie mir bis zu Ende versprichst.
Aber verdopple nunmehr, o Göttin! die heilige Sorgfalt;
Ach! den Scheitel umwallt reichlich die Locke nicht mehr.
Da bedarf man der Kränze, sich selbst und andre zu täuschen;
Kränzte doch Cäsar selbst nur aus Bedürfniß das Haupt.
Hast du ein Lorbeerreis mir bestimmt, so laß es am Zweige
Weiter grünen, und gieb einst es dem würdigern hin;
Aber Rosen winde genug zum häuslichen Kranze,
Bald als Lilie schlingt silbern die Locke sich durch.
Schüre die Gattin das Feuer, auf reinlichem Heerde zu kochen;
Werfe der Knabe das Reis, spielend geschäftig, dazu.
Laß den Wein nicht fehlen im Becher! Gesprächige Freunde,
Gleichgesinnte, herein! hier sind noch Kränze für euch.
Erst die Gesundheit des Mannes, der, uns vom Nahmen Homeros
Kühn uns befreyend, uns auch ruft in die vollere Bahn.
Denn wer wagte mit Göttern zu kämpfen? und wer mit dem Einen?
Doch Homeride zu seyn, auch nur als letzter ist schön.
Darum höret das neuste Gedicht!(*) Herrmann und Dorothea, ein episches Gedicht in sechs Gesängen. Noch einmal getrunken!
Euch besteche der Wein, Freundschafft und Liebe das Ohr.
Deutschen selber führ ich euch zu, in die stillere Wohnung,
Wo sich, nah der Natur, menschlich der Mensch noch erzieht.
Uns begleite der Geist des Mannes, der seine Luise
Rasch, dem würdigen Freund, uns zu entzücken, verband.
Auch die traurigen Bilder der Zeit, sie führ ich vorüber;
Aber es siege der Muth in dem gesunden Geschlecht.
Hab' ich euch THränen ins Auge gelockt und Lust in die Seele
Singend geflößt, so kommt drücket mich herzlich ans Herz:
Weise denn sey das Gespräch! Uns lehret Weisheit am Ende
Des Jahrhunderts; denn wen hat das Geschick nicht geprüft?
Blicket heiterer nun auf jene Schmerzen zurücke,
Wenn euch ein fröhlicher Sinn manches entbehrlich erklärt.
Menschen lernten wir kennen und Nationen, so laßt uns,
Unser eigenes Herz kennend, uns dessen erfreun.
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Handschriften und Drucke

Sigle Titel Überlieferungsform
🚧 83/103 Hermann und Dorothea, … Abschrift
🚧 25/W 57 Hermann und Dorothea, … Abschrift
🚧 H.142 Hermann und Dorothea, … Abschrift

Kontexte

Relation Bezugsentität Quelle
verfasst von Johann Wolfgang Goethe 83/103, 25/W 57, H.142
überliefert in 3 Handschriften 83/103, 25/W 57, H.142