Harzreise im Winter

»Dem Geier gleich …«

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Harzreise im Winter
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»Dem Geier gleich …«
Quelle der vorläufigen Titeldaten
WA I 2,61
Kennung in der Forschungsdatenbank so:fie
93394
Kennung in der Gemeinsamen Normdatei
4099200-7

Fassungen aus dem Bereich »Texte«

Harzreise im Winter

Dem Geyer gleich,

Der auf schweren Morgenwolken

Mit sanftem Fittich ruhend

Nach Beute schaut,

Schwebe mein Lied.

Denn ein Gott hat

Jedem seine Bahn

Vorgezeichnet,

Die der Glückliche

Rasch zum freudigen

Ziele rennt:

Wem aber Unglück

Das Herz zusammenzog,

Er sträubt vergebens

Sich gegen die Schranken

Des ehernen Fadens,

Den die doch bittre Schere

Nur Einmal lös’t.

In Dickichts-Schauer

Drängt sich das rauhe Wild,

Und mit den Sperlingen

Haben längst die Reichen

In ihre Sümpfe sich gesenkt.

Leicht ist’s folgen dem Wagen,

Den Fortuna führt,

Wie der gemächliche Troß

Auf gebesserten Wegen

Hinter des Fürsten Einzug.

Aber abseits wer ist’s?

In’s Gebüsch verliert sich sein Pfad,

Hinter ihm schlagen

Die Sträuche zusammen,

Das Gras steht wieder auf,

Die Öde verschlingt ihn.

Ach wer heilet die Schmerzen

Deß, dem Balsam zu Gift ward?

Der sich Menschenhaß

Aus der Fülle der Liebe trank!

Erst verachtet, nun ein Verächter,

Zehrt er heimlich auf

Seinen eignen Werth

In ung’nügender Selbstsucht.

Ist auf deinem Psalter,

Vater der Liebe, ein Ton

Seinem Ohre vernehmlich,

So erquicke sein Herz!

Öffne den umwölkten Blick

Über die tausend Quellen

Neben dem Durstenden

In der Wüste.

Der du der Freuden viel schaffst,

Jedem ein überfließend Maß,

Segne die Brüder der Jagd

Auf der Fährte des Wilds,

Mit jugendlichem Übermuth

Fröhlicher Mordsucht,

Späte Rächer des Unbilds,

Dem schon Jahre vergeblich

Wehrt mit Knütteln der Bauer.

Aber den Einsamen hüll’

In deine Goldwolken,

Umgib mit Wintergrün,

Bis die Rose wieder heranreift,

Die feuchten Haare,

O Liebe, deines Dichters!

Mit der dämmernden Fackel

Leuchtest du ihm

Durch die Furten bey Nacht,

Über grundlose Wege

Auf öden Gefilden;

Mit dem tausendfarbigen Morgen

Lachst du in’s Herz ihm;

Mit dem beitzenden Sturm

Trägst du ihn hoch empor;

Winterströme stürzen vom Felsen

In seine Psalmen,

Und Altar des lieblichsten Danks

Wird ihm des gefürchteten Gipfels

Schneebehangner Scheitel,

Den mit Geisterreihen

Kränzten ahndende Völker.

Du stehst mit unerforschtem Busen

Geheimnißvoll offenbar

Über der erstaunten Welt,

Und schaust aus Wolken

Auf ihre Reiche und Herrlichkeit,

Die du aus den Adern deiner Brüder

Neben dir wässerst.

Historisch überlieferte Fassungen

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Harzreiseim Winter.

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Dem Geyer gleich,
Der auf schweren Morgenwolken
Mit sanftem Fittich ruhend
Nach Beute schaut,
Schwebe mein Lied.
Denn ein Gott hat
Jedem seine Bahn
Vorgezeichnet,
Die der Glückliche
Rasch zum freudigen
Ziele rennt:
Wem aber Unglück
Das Herz zusammenzog,
Er sträubt vergebens
Sich gegen die Schranken
Des ehernen Fadens,
Den die doch bittre Schere
Nur Einmal lös’t.
In Dickichts-Schauer
Drängt sich das rauhe Wild,
Und mit den Sperlingen
Haben längst die Reichen
In ihre Sümpfe sich gesenkt.
Leicht ist’s folgen dem Wagen,
Den Fortuna führt,
Wie der gemächliche Troß
Auf gebesserten Wegen
Hinter des Fürsten Einzug.
Aber abseits wer ist’s?
In’s Gebüsch verliert sich sein Pfad,
Hinter ihm schlagen
Die Sträuche zusammen,
Das Gras steht wieder auf,
Die Öde verschlingt ihn.
Ach wer heilet die Schmerzen
Deß, dem Balsam zu Gift ward?
Der sich Menschenhaß
Aus der Fülle der Liebe trank!
Erst verachtet, nun ein Verächter,
Zehrt er heimlich auf
Seinen eignen Werth
In ung’nügender Selbstsucht.
Ist auf deinem Psalter,
Vater der Liebe, ein Ton
Seinem Ohre vernehmlich,
So erquicke sein Herz!
Öffne den umwölkten Blick
Über die tausend Quellen
Neben dem Durstenden
In der Wüste.
Der du der Freuden viel schaffst,
Jedem ein überfließend Maß,
Segne die Brüder der Jagd
Auf der Fährte des Wilds,
Mit jugendlichem Übermuth
Fröhlicher Mordsucht,
Späte Rächer des Unbilds,
Dem schon Jahre vergeblich
Wehrt mit Knütteln der Bauer.
Aber den Einsamen hüll’
In deine Goldwolken,
Umgib mit Wintergrün,
Bis die Rose wieder heranreift,
Die feuchten Haare,
O Liebe, deines Dichters!
Mit der dämmernden Fackel
Leuchtest du ihm
Durch die Furten bey Nacht,
Über grundlose Wege
Auf öden Gefilden;
Mit dem tausendfarbigen Morgen
Lachst du in’s Herz ihm;
Mit dem beitzenden Sturm
Trägst du ihn hoch empor;
Winterströme stürzen vom Felsen
In seine Psalmen,
Und Altar des lieblichsten Danks
Wird ihm des gefürchteten Gipfels
Schneebehangner Scheitel,
Den mit Geisterreihen
Kränzten ahndende Völker.
Du stehst mit unerforschtem Busen
Geheimnißvoll offenbar
Über der erstaunten Welt,
Und schaust aus Wolken
Auf ihre Reiche und Herrlichkeit,
Die du aus den Adern deiner Brüder
Neben dir wässerst.

Auf dem Harz: im Dec.

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Dem Geier gleich
der auf Morgenschlosse wolken
mit sanftem Fittig ruhend
nach Beute schaut
schwebe mein Lied!
Denn ein Gott hat
jedem seine Bahn
vorgezeichnet
die der Glückliche
rasch zum freudigen
Ziel läuft.
Aber wem Unglück
das Herz zusammenzog,
Sträubt vergebens
gegen die Schranken
des ehrnen Fadens
den die doch bittre Scheere
nur einmal löst.
In Dickichts Schauer
drängt sich das rauhe Wild
und mit den Sperlingen
haben längst die Reichen
in ihre Sümpfe sich gesenkt.
leicht ists folgen dem Wagen
den Fortuna führt
wie der gemächliche Troß
auf gebesserten Wegen
hinter des Fürsten Einzug.
Aber abseit wer ists?
Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad
Hinter ihm schlagen
die Sträuche zusammen
das Gras steht wieder auf
die Oede verschlingt ihn
Ach wer heilet die Schmerzen
des dem Balsam zu Gift ward,
der sich Menschenhaß
aus der Fülle der Liebe trank,
Erst verachtet, nun ein Verächter
zehrt er heimlich auf
Seinen eigenen Werth
in ungnügender Selbstsucht.
Ist auf deinem Psalter
Vater der liebe ein Ton
Seinem Ohre vernehmlich
So erquicke dies Herz
öfne den umwölkten Blick
über die 1000. Quellen
Neben dem Dürstenden
In der Wüste
Der du der Freuden viel schaffst
Jedem ein überfließend Maas,
segne die Brüder der Jagd
auf der Fährte des Schweins
mit jugendlichem Ubermuth
fröhlicher Mordsucht,
späte Rächer des Unbills
dem schon Jahre vergeblich
wehrt mit Knütteln der bauer.
Aber den einsamen hüll
In deine Goldwolken
Umgib mit Wintergrün
bis die Rose wieder heranreift
die feuchten Haare
o liebe deines Dichters.
Mit der dämmernden Fackel
leuchtest du ihm
durch die Furten bei Nacht
über grundlose Wege
auf öden Gefilden;
mit dem tausendfarbigen Morgen
lachst du ins Herz ihm,
mit dem beizenden Sturm
trägst du ihn hoch empor
Winterströme stürzen von Felsen
in seine Psalmen,
und Altar des lieblichsten Danks
wird ihm des gefürchteten Gipfels
Schneebehangener Scheitel
den mit Geisterreyhen
Kränzten ahnende Völker.
du stehst mit unerforschtem Busen
Geheimnißvoll offenbar
über der erstaunten Welt
und schaust aus Wolken
auf ihre Reiche und Herrlichkeit
die du aus den Adern deiner Brüder
neben dir wäßerst.

Harzreise im Winter

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Dem Geyer gleich,
Der auf schweren Morgenwolcken
Mit sanftem Fittich ruhend
Nach Beute schaut,
Schwebe mein Lied.
Denn ein Gott hat
Jedem seine Bahn vorgezeichnet
Vorgezeichnet,
Die der Glückliche
Rasch zum freudigen
Ziele läuft rennt , :
Wem aber Unglück
Das Herz zusammenschloß zusammenzog,
Er sträubt vergebens
Sich gegen die Schrancken
Des ehrenen Fadens,
Den die doch bittre Scheere
Nur einmal lößt.
In Dickigts Schauer
Drängt sich das rauhe Wild,
Und mit den Sperlingen
Haben längst die Reichen
In ihre Sümpfe sich gesenckt.
Leicht ists folgen dem Wagen
Den Fortuna führt,
Wie der gemächliche Troß
Auf gebesserten Wegen
Hinter des Fürsten Einzug.
Aber abseits wer ists?
Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad,
Hinter ihm schlagen die Sträuche z
Die Sträuche zusammen
Das Gras steht wieder auf,
Die Oede verschlingt ihn.
Ach wer heilet die Schmerzen
Des, dem Balsam zu Gift ward?
Der sich Menschenhaß
Aus der Fülle der Liebe tranck , !
Erst verachtet, nun ein Verächter
Zehrt er heimlich auf
Seinen eignen Werth
In ungnügender Selbstsucht.
Ist auf deinem Psalter,
Vater der Liebe, ein Ton
Seinem Ohre vernehmlich,
So erquicke sein Herz!
Oeffne den umwölckten Blick
Uber die tausend Quellen
Neben dem Durstenden
In der Wüste.
Der du der Freuden viel schaffst,
Jedem ein überfließend Maaß,
Segne die Brüder der Jagd
Auf der Fährte des Schweins Wilds ,
Mit jugendlichem Ubermuth
Fröhlicher Mordsucht
Späte Rächer des Unbills
Dem schon Jahre vergeblich
Wehrt mit Knütteln der Bauer.
Aber dem einsamen hüll
In deine Goldwolcken,
Umgieb mit Wintergrün
Biß die Rose wieder heranreift
Die feuchten Haare,
O Liebe, deines Dichters!
Mit der dammernden Fackel
Leuchtest du ihm
Durch die Furten bey Nacht,
Uber grundlose Wege
Auf oeden öden Gefilden , ;
Mit dem tausendfarbigen Morgen
Lachst du in's Herz ihm,
Mit dem beitzenden Sturm
Trägst du ihm ihn hoch empor.
Winterströme stürzen vom Felsen
In seine Psalmen,
Und Altar des lieblichsten Dancks
Wird ihm des gefürchteten Gipfels
Schneebehangner Scheitel,
Den mit Geisterreihen
Kränzten ahndende Völcker.
Du stehst mit unerforschten Busen
Geheimnißvoll offenbar
Uber der erstaunten Welt,
Und schaust aus Wolcken
Auf ihre Reiche und Herrlichkeit
Die du aus den Adern deiner Brüder
Neben dir wässerst.

Auf dem Harz im Dezember. 1778.

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Dem Geier gleich
Der auf Morgenschlossen Wolken
Mit sanftem Fittich ruhend
Nach Beute schaut,
Schwebe mein Lied!
Denn ein Gott hat
Jedem seine Bahn
Vorgezeichnet
Die der Glükliche
Rasch zum freudigen Ziel läuft
Aber wennm Unglück
Das Herz zusammenzog
Sträubt vergebens
Gegen die Schranken
Des ehrenen Fadens
Den die bittre Scheere
Nur einmal löst.
In Dichigts Schauer
Drängt sich das rauhe Wild
Und mit den Sperlingen
Haben längst die Reichen
In ihre Sümpfe sich gesenkt.
Leicht ists, folgen dem Wagen
Den Fortuna führt
Wie der gemächliche Tross
Auf gebesserten Weegen
Hinter des Fürsten Einzug
Aber abseits wer ists
Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad
Hinter ihm schlagen
Die Sträuche zusammen
Das Gras steht wieder auf
Die Oede verschlingt ihn.
Ach, wer heilet die Schmerzen
Dess', dem Balsam zu Gift ward
Der sich Menschenhass
Aus der Fülle der Liebe trank;
Erst verachtet, nun ein Verächter
Zehrt er heimlich auf
Seinen eigenen Werth
In ungnügender Selbstsucht.
Ist auf deinem Psalter
Vater der Liebe ein Thon
Seinem Ohre vernehmlich
So erquike dies Herz.
Oefne den umwölkten Blik
Ueber die tausend Quellen
Neben dem Durstenden
In der Wüste.
Der du der Freuden viel schaffst
Jedem ein überfliessend Maas,
Seegne die Brüder der Jagd
Auf der Fährte des Schweins
Mit iugendlichem Uebermuth
Fröhlicher Mordsucht
Späte Rächer des Unbills,
Dem Sschon Jahre vergeblich
Wehr't mit Knütteln der Bauer.
Aber dem einsamen hüll
In deine Goldwolken
Umgieb mit Wintergrün.
Bis die Rose wieder heranreift
Die feuchten Haare
O Liebe deines Dichters.
Mit der dämmernden Fakel
Leuchtest du ihm
Durch die Fuhrten bei Nacht
Ueber die grundlosen Wege
Auf oden Gefilden.
Mit dem tausend farbigen Morgen
Lachst du ins Herz ihm
Mit dem beizenden Sturm
Trägst du ihn hoch empor
Winterströhme stürzen vom Felsen
In seinen Psalmen.
Und Altar des lieblichsten Danks
Wird ihm des gefürchteten Gipfels
Schneebehangner Scheitel
Den mit Geisterreihen
Kränzten ahndende Völker
Du stehst mit unerforscht die Geweide
Geheimnissvoll offenbaar
Ueber der erstaunten Welt
Und schaust aus Wolken
Auf ihre Reiche und Herrlichkeit
Die du aus den Adern deiner Brüder
Neben dir wässerst.

Handschriften und Drucke

Sigle Titel Überlieferungsform
🚧 🚧 🚧 🚧
🚧 H.27a Gedichtsammlung, Abschrif … Abschrift
🚧 S 8 Goethe’s Schriften. Achte … Druck
🚧 H.20 Gedichtsammlung, Abschrif … Abschrift
🚧 GSA 25/W 2 Vermischte Gedichte, Zwey … 🚧
🚧 H.77a Harzreise im Winter … Abschrift

Kontexte

Relation Bezugsentität Quelle
verfasst von Johann Wolfgang Goethe H.27a, H.20, GSA 25/W 2, H.77a , S 8
datiert auf November oder Dezember 1777 Brüning/Henke 2025
überliefert in 4 Handschriften H.27a, H.20, GSA 25/W 2, H.77a
überliefert in Druck S 8
Teil von Vermischte Gedichte, Zweyte Sammlung GSA 25/W 2
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung Meine Göttin S 8, GSA 25/W 2
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung Gesang der Geister über den Wassern H.20
Nächster Nachbar in der Überlieferung Nicolai auf Werthers Grabe. 1775 H.27a
Nächster Nachbar in der Überlieferung An Schwager Kronos S 8, GSA 25/W 2
Nächster Nachbar in der Überlieferung Hoffnung H.20