Ballade

»Herein, o du Guter! …«

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Art des Textes
Gedicht
Titel (normiert, vorläufig)
Ballade
Gedichtanfang (normiert, vorläufig)
»Herein, o du Guter! …«
Quelle der vorläufigen Titeldaten
WA I 3,3
Kennung in der Forschungsdatenbank so:fie
93808

Historisch überlieferte Fassungen

Die Kinder sie hören es gerne.

Synoptische Ansicht nicht verfügbar

Herein o du Guter du Alter herein
Hierunten im Saale da sind wir allein
Wir wollen die Pforte verschließen
Die Mutter, sie betet, der Vater im Hain
Ist gangen die Wölfe zu schießen.
O sing uns ein Mährchen o sing es uns oft
Daß ich und der Bruder es lerne
Wir haben schon längst einen Sänger gehofft
Die Kinder sie hören es gerne.
Im nächtlichen Schrecken, im feindlichen Graus
Verläßt er das hohe, das herrliche Haus
Die Schätze die hat er vergraben.
Der Graf nun so heimlich zum Pförtchen hinaus
Was mag er im Arme denn haben?
Was birget er unter den Mantel geschwind?
Was trägt er so rasch in die Ferne?
Ein Töchterlein ist es da schläft nun das Kind. -
Die Kinder sie hören es gerne.
Nun hellt sich der Morgen die Welt ist so weit
In Thälern und Wäldern die Wohnung bereit
In Dörfern erquickt man den Sänger
So schreitet und heischt er undenkliche Zeit
Der Bart wächst ihm länger und länger
Doch wächst in die Höhe das liebliche Kind
Wie unter dem glücklichsten Sterne
Geschützt in dem Mantel vor Regen und Wind. -
Die Kinder sie hören es gerne.
Und immer sind weiter die Jahre gerückt
Der Mantel entfärbt sich, der Mantel zerstückt
Er könnte sie länger nicht fassen.
Der Vater er schaut sie, wie ist er beglückt!
Er kann sich für Freude nicht lassen
So schön und so edel erscheint sie zugleich
Entsprossen aus tüchtigem Kerne
Wie macht sie den Vater den theuren so reich!
Die Kinder sie hören es gerne.
Da reitet ein fürstlicher Ritter heran
Sie recket die Hand aus der Gabe zu nahn
Almosen will er nicht geben.
"Er fasset das Händchen so kräftiglich an:
Die will ich so ruft er auf's Leben!"
Erkennst du, erwiedert der Alte, den Schatz
Erhebst du zur Fürstinn sie gerne;
Sie sey dir verlobet auf grünendem Platz -
Die Kinder sie hören es gerne.
Sie segnet der Priester am heiligen Ort.
Mit Lust und mit Unlust nun ziehet sie fort
Sie möchte vom Vater nicht scheiden.
Der Alte der wandelt nun hier und bald dort
Er träget in Freuden sein Leiden.
So hab' ich mir Jahre die Tochter gedacht
Die Enkelein wohl in der Ferne
Sie segn' ich am Tage, sie segn' ich bey Nacht -
Die Kinder sie hören es gerne.
Er segnet die Kinder da poltert's am Thor
Der Vater da ist er! Sie springen hervor
Sie können den Alten nicht bergen. -
"Was lockst du die Kinder du Bettler du Thor.
Ergreift ihn, ihr eisernen Schergen!
Zum tiefsten Verließ den Verwegenen fort!" -
Die Mutter vernimmt's in der Ferne
Sie eilet, sie bittet mit schmeichlendem Wort -
Die Kinder sie hören es gerne.
Die Schergen sie lassen den Würdigen stehn
Und Mutter und Kinder sie bitten so schön
Der fürstliche Stolze verbeißet
Die grimmige Wuth, ihn entrüstet das Flehn,
Bis endlich sein Schweigen zerreißet:
"Du niedrige Brut! du vom Bettlergeschlecht!
Verfinsterung fürstlicher Sterne!
Ihr bringt mir Verderben. Geschieht mir doch recht."
Die Kinder sie hören's nicht gerne.
Noch stehet der Alte mit herrlichem Blick
Die eisernen Schergen sie treten zurück
Es wächst nur das fürstliche Wüthen:
"Schon lange verflucht ich mein ehliches Glück
Da sind nun die Früchte der Blüthen!
Man läugnete stets und man läugnet mit Recht,
Daß je sich der Adel erlerne
Die Bettlerinn zeuget mir Bettlergeschlecht" -
Die Kinder sie hören's nicht gerne.
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Handschriften und Drucke

Sigle Titel Überlieferungsform
🚧 H.149 Ballade, … Abschrift
🚧 25/W 135 Ballade, … Konzept

Kontexte

Relation Bezugsentität Quelle
verfasst von Johann Wolfgang Goethe H.149, 25/W 135
überliefert in 2 Handschriften H.149, 25/W 135