Vermischte Gedichte

Zweyte Sammlung

Erwählter Fels

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Hier gedachte still ein Liebender seiner Geliebten;

Heiter sprach er zu mir: werde mir Zeuge, du Stein!

Doch erhebe dich nicht, du hast noch viele Gesellen;

Jedem Felsen der Flur, die mich, den Glücklichen, nährt,

Jedem Baume des Walds, um den ich wandernd mich schlinge,

Ruf’ ich weihend und froh: bleibe mir Denkmahl des Glücks!

Dir allein verleih’ ich die Stimme, wie unter der Menge

Einen die Muse sich wählt, freundlich die Lippen ihm küßt.

Ländliches Glück

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Seyd, o Geister des Hains, seyd, o ihr Nymphen des Flusses,

Eurer Entfernten gedenk, und euern Nahen zur Lust!

Jene feyerten erst hier still die ländlichen Feste;

Wir beschleichen geheim auf ihren Pfaden das Glück,

Amor wohne mit uns, es macht der himmlische Knabe,

Gegenwärtige lieb, und die Entfernten euch nah.

Philomele

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Dich hat Amor gewiß, o Sängerinn, fütternd erzogen,

Kindisch reichte der Gott dir mit dem Pfeile die Kost:

Schlurfend saugtest du Gift in die unschuldige Kehle,

Denn mit der Liebe Gewalt trifft Philomele das Herz.

Geweihter Platz

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Wenn zu den Reihen der Nymphen, die eine Mondnacht versammelt,

Sich die Grazien heimlich von dem Olympus gesellen,

Hier belauscht sie der Dichter, und hört die schönen Gespräche,

Sieht den freundlichen Tänzen, den stillen Bewegungen zu;

Was der Himmel Herrliches hat, was glücklich die Erde

Reitzendes immer gebar, erscheint dem wachenden Träumer:

Dann erzählt er’s den Musen, und daß die Götter nicht zürnen,

Lehren ihn die Musen bescheiden Geheimnisse sprechen.

Der Park

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Welch ein himmlischer Garten entspringt aus Öd’ und aus Wüste,

Wird und lebet und glänzt herrlich im Lichte vor mir!

Wohl ahmt ihr dem Schöpfer nach, ihr Götter der Erde,

Fels und See und Gebüsch, Vögel und Fisch’ und Gewild!

Nur daß eure Stätte sich ganz zum Eden vollende,

Fehlt hier Ein glücklicher Mensch, und euch am Sabbat die Ruh.

Die Lehrer

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Als Diogenes still in seiner Tonne sich sonnte,

Und Calanus mit Lust stieg in das flammende Grab,

Welche herrliche Lehre dem raschen Sohn des Philippus,

Wäre der Herrscher der Welt nicht selbst der Lehre zu groß!

Versuchung

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Eine schädliche Frucht reicht unsre Mutter dem Gatten,

Und vom thörichten Biß kränkelt das ganze Geschlecht.

Von dem heiligen Leibe, der Seelen speiset und heilet,

Kostest du, Lidia, fromm, liebliches büßendes Kind,

Darum schick’ ich dir gleich die Früchte voll irdischer Süße,

Daß der Himmel dich nicht deinem Geliebten entzieh.

Ungleiche Heirath

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Selbst das himmlischte Paar fand doch sich ungleich zusammen,

Psyche ward älter und klug, Amor bleibt immer ein Kind.

Heilige Familie

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O des süßen Kindes, und o der glücklichen Mutter,

Wie sie sich einzig in ihm, wie es in ihr sich ergetzt!

Welche Wonne gewährte der Blick auf dieß herrliche Bild mir,

Stünd’ ich Unglücklicher nicht heilig, wie Joseph, dabey!

Entschuldigung

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Du verklagest das Weib, sie schwanke von einem zum andern!

Tadle sie nicht, sie sucht einen beständigen Mann.