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93398

Fassungen aus dem Bereich »Texte«

Adler und Taube

Ein Adlersjüngling hob die Flügel

Nach Raub aus;

Ihn traf des Jägers Pfeil und schnitt

Der rechten Schwinge Sennkraft ab.

Er stürzt herab in einen Myrtenhain,

Fraß seinen Schmerz drey Tage lang,

Und zuckt an Qual

Drey lange, lange Nächte lang:

Zuletzt heilt ihn

Allgegenwärt’ger Balsam

Allheilender Natur.

Er schleicht aus dem Gebüsch hervor

Und reckt die Flügel – ach!

Die Schwingkraft weggeschnitten –

Hebt sich mühsam kaum

Am Boden weg

Unwürd’gem Raubbedürfniß nach,

Und ruht tieftrauernd

Auf dem niedern Fels am Bach;

Er blickt zur Eich’ hinauf,

Hinauf zum Himmel,

Und eine Thräne füllt sein hohes Aug’.

Da kommt muthwillig durch die Myrtenäste

Dahergerauscht ein Taubenpaar,

Läßt sich herab und wandelt nickend

Über goldnen Sand am Bach,

Und ruckt einander an,

Ihr röthlich Auge buhlt umher,

Erblickt den Innigtrauernden.

Der Tauber schwingt neugiergesellig sich

Zum nahen Busch und blickt

Mit Selbstgefälligkeit ihn freundlich an.

Du trauerst, liebelt er,

Sey guten Muthes, Freund!

Hast du zur ruhigen Glückseligkeit

Nicht alles hier?

Kannst du dich nicht des goldnen Zweiges freun,

Der vor des Tages Gluth dich schützt?

Kannst du der Abendsonne Schein

Auf weichem Moos am Bache nicht

Die Brust entgegen heben?

Du wandelst durch der Blumen frischen Thau,

Pflückst aus dem Überfluß

Des Waldgebüsches dir

Gelegne Speise, letzest

Den leichten Durst am Silberquell –

O Freund, das wahre Glück

Ist die Genügsamkeit,

Und die Genügsamkeit

Hat überall genug.

O Weise! sprach der Adler, und tief ernst

Versinkt er tiefer in sich selbst,

O Weisheit! Du redst wie eine Taube!

Historisch überlieferte Fassungen

Der Adler und die Taube.

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Ein Adlerjüngling hob die Flügel
Nach Raub aus;
Ihn traf des Jägers Pfeil, und ſchnitt
Der rechten Schwinge Sennkraft ab!
Er ſtürzt’ herab in einen Myrtenhain,
Fraß einen Schmerz drey Tage lang,
Und zuckt’ an Qual
Drey lange, lange Nächte lang;
Zuletzt heilt’ ihn
Allgegenwärtger Balſam
Allheilender Natur.
Er ſchleicht aus dem Gebüſch hervor,
Und reckt die Flügel, ach!
Die Schwingkraft weggeſchnitten!
Hebt ſich mühſam kaum
Am Boden weg,
Unwürdger Raubbedürfniß nach,
Und ruht tieftraurend
Auf dem niedern Fels am Bach,
Und blickt zur Eich’ hinauf,
Hinauf zum Himmel,
Und eine Thräne füllt ſein hohes Auge.
Da kömmt muthwillig durch die Myrtenäſte
Hergerauſcht ein Taubenpaar,
Läßt ſich herab, und wandelt nickend
Ueber goldnen Sand am Bach,
Und ruckt einander an.
Ihr röthlich Auge buhlt umher
Erblickt den Innigtraurenden.
Der Täuber ſchwingt neugiergeſellig ſich
Zum nahen Buſch, und blickt
Mit Selbſtgefälligkeit ihn freundlich an.
Du trauerſt, liebelt er;
Sey gutes Muthes, Freund!
Haſt du zur ruhigen Glückſeligkeit
Nicht alles hier?
Kannſt du dich nicht des goldnen Zweiges freun,
Der vor des Tages Glut dich ſchützt?
Kannſt du der Abendſonne Schein,
Auf weichem Moos am Bache, nicht
Die Bruſt entgegenheben?
Du wandelſt durch der Blumen friſchen Thau,
Pflückſt aus dem Ueberfluß des Waldgebüſches dir
Gelegne Speiſe, letzeſt
Den leichten Durſt am Silberquell.
O Freund, das wahre Glück iſt die Genügſamkeit,
Und die Genügſamkeit hat überall genug!
O Weiſe, ſprach der Adler, und trüb’ erſt
Verſinkt er tiefer in ſich ſelbſt,
O Weisheit! du redſt wie eine Taube.

Der Adler und die Taube.

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Ein Adlerjüngling hob die Flügel
Nach Raub aus;
Ihn traf des Jägers Pfeil und ſchnitt
Der rechten Schwinge Sennkraft ab!
Er ſtürzt’ herab in einen Myrtenhain,
Fraſs ſeinen Schmerz drey Tage lang,
Und zuckt’ an Qual
Drey lange, lange Nächte lang;
Zulezt heilt’ ihn
Allgegenwärtiger Balſam
Allheilender Natur!
Er ſchleicht aus dem Gebüſch hervor,
Und reckt die Flügel, ach!
Die Schwingkraft weggeſchnitten!
Hebt ſicb mühſam kaum
Am Boden weg,
Unwürdger Raubbedürfniſs nach,
Und ruht tieftraurend
Auf dem niedern Fels am Bach,
Und blickt zur Eiche hinauf,
Hinauf zum Himmel,
Und eine Thräne füllt ſein hohes Auge.
Da kömmt muthwillig durch die Myrtenäſte
Hergerauſcht ein Taubenpaar,
Läſst ſich herab, und wandelt nickend
Ueber goldnen Sand am Bach,
Und ruckt einander an.
Ihr röthlich Auge buhlt umher,
Erblickt den Innigtraurenden.
Der Täuber ſchwingt neugiergeſellig ſich
Zum nahen Buſch, und blickt
Mit Selbgefälligkeit ihn freundlich an.
Du trauerſt, liebelt er;
Sey gutes Muthes, Freund!
Haſt du zur ruhigen Glückſeligkeit
Nicht alles hier?
Kannſt du dich nicht des goldnen Zweiges freuen,
Der vor des Tages Glut dich ſchüzt?
Kannſt du der Abendſonne Schein,
Auf weichem Moos am Bache, nicht
Die Bruſt entgegen heben?
Du wandelſt durch der Blumen friſchen Thau,
Pflückſt aus dem Ueberfluſs des Waldgebüſches dir
Gelegne Speiſe, lezeſt
Den leichten Durſt am Silberquell.
O Freund, das wahre Glück iſt die Genügſamkeit,
Und die Genügſamkeit hat überall genug!
O Weiſe, ſprach der Adler, und trüb’ erſt
Verſank er tiefer in ſich ſelbſt —
O Weisheit! du redſt wie eine Taube.

Der Adler und die Taube.

Zur synoptischen Ansicht wechseln

Ein Adlerjüngling hob die Flügel
Nach Raub aus!
Ihn traf des Jägers Pfeil, und ſchnitt
Der rechten Schwinge Sennkraft ab!
Er ſtürzt’ herab in einen Myrthenhain,
Fraß ſeinen Schmerz drey Tage lang,
Und zuckt’ an Qual
Drey lange lange Nächte lang;
Zulezt heilt’ ihn
Allgegenwärtger Balſam
Allheilender Natur.
Er ſchleicht aus dem Gebüſch hervor,
Und reckt die Flügel, ach!
Die Schwingkraft weggeſchnitten!
Hebt ſich mühſam kaum
Am Boden weg,
Unwürdger Raubbedürfniß nach,
Und ruht tieftraurend
Auf dem niedern Fels am Bach,
Und blickt zur Eich’ hinauf,
Hinauf zum Himmel,
Und eine Thräne füllt ſein hohes Auge.
Da kömmt muthwillig durch die Myrthenäſte,
Hergerauſcht ein Taubenpaar,
Läßt ſich herab, und wandelt nickend
Ueber goldnen Sand am Bach
Ihr röthlich Auge buhlt umher
Erblickt den Innigtraurenden.
Der Täuber ſchwingt neugiergeſellig ſich
Zum nahen Buſch, und blickt
Mit Selbſtgefälligkeit ihn freundlich an.
Du traureſt, liebelt er;
Sey gutes Muthes, Freund!
Haſt du zur ruhigen Glückſeligkeit
Nicht alles hier?
Kannſt du dich nicht des goldnen Zweiges freun,
Der vor des Tagesglut dich ſchüzt?
Kannſt du der Abendſonne Schein,
Auf weichen Moos am Bache, nicht
Die Bruſt entgegen heben?
Du wandelſt durch der Blumen friſchen Thau,
Pflückſt aus dem Ueberfluß des Waldgebüſches dir
Gelegne Speiſe, letzeſt
Den leichten Durſt am Silberquell.
O Freund, das wahre Glück iſt die Genügſamkeit,
Und die Genügſamkeit hat überall genug!
O Weiſe, ſprach der Adler, und trüb’ erſt
Verſinkt er tiefer in ſich ſelbſt,
O Weisheit! du redſt wie eine Taube.
Ein Adlersjüngling hob die Flügel
Nach Raub aus;
Ihn traf des Jägers Pfeil und schnitt
Der rechten Schwinge Sennkraft ab.
Er stürzt herab in einen Myrtenhain,
Fraß seinen Schmerz drey Tage lang,
Und zuckt an Qual
Drey lange, lange Nächte lang:
Zuletzt heilt ihn
Allgegenwärt’ger Balsam
Allheilender Natur.
Er schleicht aus dem Gebüsch hervor
Und reckt die Flügel – ach!
Die Schwingkraft weggeschnitten –
Hebt sich mühsam kaum
Am Boden weg
Unwürd’gem Raubbedürfniß nach,
Und ruht tieftrauernd
Auf dem niedern Fels am Bach;
Er blickt zur Eich’ hinauf,
Hinauf zum Himmel,
Und eine Thräne füllt sein hohes Aug’.
Da kommt muthwillig durch die Myrtenäste
Dahergerauscht ein Taubenpaar,
Läßt sich herab und wandelt nickend
Über goldnen Sand am Bach,
Und ruckt einander an,
Ihr röthlich Auge buhlt umher,
Erblickt den Innigtrauernden.
Der Tauber schwingt neugiergesellig sich
Zum nahen Busch und blickt
Mit Selbstgefälligkeit ihn freundlich an.
Du trauerst, liebelt er,
Sey guten Muthes, Freund!
Hast du zur ruhigen Glückseligkeit
Nicht alles hier?
Kannst du dich nicht des goldnen Zweiges freun,
Der vor des Tages Gluth dich schützt?
Kannst du der Abendsonne Schein
Auf weichem Moos am Bache nicht
Die Brust entgegen heben?
Du wandelst durch der Blumen frischen Thau,
Pflückst aus dem Überfluß
Des Waldgebüsches dir
Gelegne Speise, letzest
Den leichten Durst am Silberquell –
O Freund, das wahre Glück
Ist die Genügsamkeit,
Und die Genügsamkeit
Hat überall genug.
O Weise! sprach der Adler, und tief ernst
Versinkt er tiefer in sich selbst,
O Weisheit! Du redst wie eine Taube!
Ein Adlersjüngling hob die Flügel
Nach Raub aus;
Ihn traf des Jägers Pfeil und schnitt
Der rechten Schwinge Sennkraft ab.
Er stürzt herab in einen Myrthenhain,
Fraß seinen Schmerz drey Tage lang
Und zuckt an Qual Quaal
Drey lange lange Nächte lang:
Zuletzt heilt ihn
Allgegenwärtger Balsam
Allheilender Natur.
Er schleick schleicht aus dem Gebüsch hervor
Und reckt die Flügel – ach
Die Schwingkraft weggeschnitten –
Hebt sich mühsam kaum
Am Boden weg
Unwürd’gem Raubbedürfniß nach,
Und ruht tieftraurend
Auf dem niedren Fels am Bach,
Er blickt zur Eich’ hinauf
Hinauf zum Himmel
Und eine Trähne füllt sein hohes Aug.
Da kommt muthwillig durch die Myrtenäste
Einhergerauscht Dahergerauscht ein Taubenpaar,
Läßt sich herab und wandelt nickend
Uber goldnen Sand am Bach
Und ruuckt ruckt einander an,
Ihr rötlich Auge buhlt umher,
Erblickt den innig traurenden
Der Tauber schwingt neugiergesellig sich
Zum nahen Busch und blickt
Mit Selbstgefälligkeit ihn freundlich an.
Du trauerst, liebelt er,
Sey guten Muthes, Freund!
Hast du zur ruhigen Glückseligkeit
Nicht alles hier?
Kannst du dich nicht des goldnen Zweiges freun?
Der vor des Tages Glut dich schützt . ?
Kannst du der Abendsonneschein Abendsonne Schein
Auf weichem Moos am Bache nicht
Die Brust entgegen heben?
Du wandelst durch der Blumen frischen Thau,
Pflückst aus dem Uberfluß
Des Waldgebüsches dir
Gelegne Speise, letzest
Den leichten Durst am Silberquell -
O Freund, das wahre Glück
Ist die Genügsamkeit,
Und die Genügsamkeit
Hat überall genug.
O Weise, sprach der Adler und tief ernst
Versinckt er tiefer in sich selbst,
O Weisheit! Du redst wie eine Taube!

Handschriften und Drucke

Sigle Titel Überlieferungsform
🚧 Hagen-Nr. 531 None Druck
🚧 Hagen-Nr. 533 🚧 Druck
🚧 s.3 J. W. Goethens Schriften … Druck
🚧 S 8 Goethe’s Schriften. Achte … Druck
🚧 GSA 25/W 2 Vermischte Gedichte, Zwey … 🚧

Kontexte

Relation Bezugsentität Quelle
verfasst von 🚧 GSA 25/W 2 , Hagen-Nr. 531, Hagen-Nr. 533, s.3, S 8
datiert auf Datierung unbestimmt. Brüning/Henke 2025
überliefert in Handschrift GSA 25/W 2
überliefert in 4 Drucken Hagen-Nr. 531, Hagen-Nr. 533, s.3, S 8
Teil von Vermischte Gedichte, Zweyte Sammlung GSA 25/W 2
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung Sprache Hagen-Nr. 531
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung Christel s.3
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung Seefahrt S 8, GSA 25/W 2
Nächster Nachbar in der Überlieferung Der Wandrer Hagen-Nr. 533
Nächster Nachbar in der Überlieferung Sprache s.3
Nächster Nachbar in der Überlieferung Prometheus S 8, GSA 25/W 2