Vermischte Gedichte

Erste Sammlung

Jägers Abendlied

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Im Felde schleich’ ich still und wild,

Gespannt mein Feuerrohr,

Da schwebt so licht dein liebes Bild,

Dein süßes Bild mir vor.

Du wandelst jetzt wohl still und mild

Durch’s Feld und liebe Thal,

Und ach mein schnell verrauschend Bild,

Stellt sich dir’s nicht einmal?

Des Menschen, der die Welt durchstreift

Voll Unmuth und Verdruß,

Nach Osten und nach Westen schweift,

Weil er dich lassen muß.

Mir ist es, denk’ ich nur an dich,

Als in den Mond zu sehn,

Ein stiller Friede kommt auf mich,

Weiß nicht wie mir geschehn.

An den Mond

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Füllest wieder Busch und Thal

Still mit Nebelglanz,

Lösest endlich auch einmal

Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild

Lindernd deinen Blick,

Wie des Freundes Auge, mild

Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz

Froh und trüber Zeit,

Wandle zwischen Freud’ und Schmerz

In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß,

Nimmer werd’ ich froh,

So verrauschte Scherz und Kuß,

Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,

Was so köstlich ist!

Daß man doch zu seiner Qual

Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Thal entlang,

Ohne Rast und Ruh,

Rausche, flüstre meinem Sang

Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht

Wüthend überschwillst,

Oder um die Frühlingspracht

Junger Knospen quillst.

Selig wer sich vor der Welt

Ohne Haß verschließt,

Einen Freund am Busen hält,

Und mit dem genießt,

Was von Menschen nicht gewußt,

Oder nicht bedacht,

Durch das Labyrinth der Brust

Wandelt in der Nacht.

Der Fischer

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Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll,

Ein Fischer saß daran,

Sah nach dem Angel ruhevoll,

Kühl bis an’s Herz hinan:

Und wie er sitzt und wie er lauscht,

Theilt sich die Fluth empor,

Aus dem bewegten Wasser rauscht

Ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:

Was lockst du meine Brut

Mit Menschenwitz und Menschenlist

Hinauf in Todesgluth?

Ach wüßtest du, wie’s Fischlein ist

So wohlig auf dem Grund,

Du stiegst herunter wie du bist,

Und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht,

Der Mond sich nicht im Meer?

Kehrt wellenathmend ihr Gesicht

Nicht doppelt schöner her?

Lockt dich der tiefe Himmel nicht,

Das feucht verklärte Blau?

Lockt dich dein eigen Angesicht

Nicht her in ew’gen Thau?

Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll,

Netzt’ ihm den nackten Fuß,

Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll,

Wie bey der Liebsten Gruß.

Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;

Da war’s um ihn geschehn:

Halb zog sie ihn, halb sank er hin,

Und ward nicht mehr gesehn.

Erlkönig

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Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

Es ist der Vater mit seinem Kind;

Er hat den Knaben wohl in dem Arm,

Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –

Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?

Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? –

Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. –

„Du liebes Kind, komm, geh mit mir;

Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir,

Manch bunte Blumen sind an dem Strand,

Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“ –

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,

Was Erlenkönig mir leise verspricht? –

Sey ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;

In dürren Blättern säuselt der Wind. –

„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?

Meine Töchter sollen dich warten schön:

Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,

Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ –

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort

Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –

Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau;

Es scheinen die alten Weiden so grau. –

„Ich liebe dich, mich reitzt deine schöne Gestalt;

Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt!“ –

Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!

Erlkönig hat mir ein Leids gethan! –

Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind,

Er hält in Armen das ächzende Kind,

Erreicht den Hof mit Mühe und Noth;

In seinen Armen das Kind war todt.

Einschränkung

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Ich weiß nicht was mir hier gefällt,

In dieser engen, kleinen Welt

Mit holdem Zauberband mich hält?

Vergeß’ ich doch, vergeß’ ich gern,

Wie seltsam mich das Schicksal leitet;

Und ach! ich fühle, nah’ und fern

Ist mir noch manches zubereitet.

O wäre doch das rechte Maß getroffen!

Was bleibt mir nun, als eingehüllt,

Von holder Lebenskraft erfüllt,

In stiller Gegenwart die Zukunft zu erhoffen!

Hoffnung

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Schaff, das Tagwerk meiner Hände,

Hohes Glück, daß ich’s vollende!

Laß, o laß mich nicht ermatten!

Nein es sind nicht leere Träume;

Jetzt nur Stangen, diese Bäume

Geben einst noch Frucht und Schatten.

Sorge

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Kehre nicht in diesem Kreise

Neu und immer neu zurück!

Laß, o laß mir meine Weise,

Gönn’, o gönne mir mein Glück!

Soll ich fliehen? Soll ich’s fassen?

Nun gezweifelt ist genug.

Willst du mich nicht glücklich lassen,

Sorge, nun so mach mich klug.

Muth

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Sorglos über die Fläche weg,

Wo vom kühnsten Wager die Bahn

Dir nicht vorgegraben du siehst,

Mache dir selber Bahn!

Stille, Liebchen, mein Herz!

Kracht’s gleich, bricht’s doch nicht!

Bricht’s gleich, bricht’s nicht mit dir!

Liebebedürfniß

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Wer vernimmt mich? ach! wem soll ich’s klagen?

Wer’s vernähme, würd’ er mich bedauern?

Ach! die Lippe, die so manche Freude

Sonst genossen hat und sonst gegeben,

Ist gespalten und sie schmerzt erbärmlich.

Und sie ist nicht etwa wund geworden,

Weil die Liebste mich zu wild ergriffen,

Hold mich angebissen, daß sie fester

Sich des Freunds versichernd ihn genösse:

Nein, das zarte Lippchen ist gesprungen,

Weil nun über Reif und Frost die Winde

Spitz und scharf und lieblos mir begegnen.

Und nun soll mir Saft der edeln Traube,

Mit dem Saft der Bienen, bey dem Feuer

Meines Herds vereinigt, Lind’rung schaffen.

Ach was will das helfen, mischt die Liebe

Nicht ein Tröpfchen ihres Balsams drunter?

Anliegen

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O schönes Mädchen du,

Du mit dem schwarzen Haar,

Die du an’s Fenster trittst,

Auf dem Balcone stehst!

Und stehst du wohl umsonst?

O stündest du für mich

Und zögst die Klinke los,

Wie glücklich wär’ ich da,

Wie schnell spräng’ ich hinauf!