An Lottchen

»Mitten im Getümmel …«

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An Lottchen
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»Mitten im Getümmel …«
Quelle der vorläufigen Titeldaten
WA I 1,76
Kennung in der Forschungsdatenbank so:fie
93025

Fassungen aus dem Bereich »Texte«

An Lottchen

Mitten im Getümmel mancher Freuden,

Mancher Sorgen, mancher Herzensnoth,

Denk’ ich dein, o Lottchen, denken dein die beyden,

Wie beym stillen Abendroth

Du die Hand uns freundlich reichtest,

Da du uns auf reichbebauter Flur,

In dem Schooße herrlicher Natur,

Manche leicht verhüllte Spur

Einer lieben Seele zeigtest.

Wohl ist mir’s, daß ich dich nicht verkannt,

Daß ich gleich dich in der ersten Stunde,

Ganz den Herzensausdruck in dem Munde,

Dich ein wahres gutes Kind genannt.

Still und eng und ruhig auferzogen,

Wirft man uns auf Einmal in die Welt,

Uns umspülen hunderttausend Wogen,

Alles reitzt uns, mancherley gefällt,

Mancherley verdrießt uns, und von Stund’ zu Stunden

Schwankt das leichtunruhige Gefühl,

Wir empfinden, und was wir empfunden,

Spült hinweg das bunte Weltgewühl.

Wohl, ich weiß es, da durchschleicht uns innen

Manche Hoffnung, mancher Schmerz.

Lottchen, wer kennt unsre Sinnen?

Lottchen, wer kennt unser Herz?

Ach es möchte gern gekannt seyn, überfließen

In das Mitempfinden einer Kreatur,

Und vertrauend zwiefach neu genießen

Alles Leid und Freude der Natur.

Und da sucht das Aug’ oft so vergebens

Ringsumher, und findet alles zu;

So vertaumelt sich der schönste Theil des Lebens

Ohne Sturm und ohne Ruh’;

Und zu deinem ew’gen Unbehagen

Stößt dich heute, was dich gestern zog.

Kannst du zu der Welt nur Neigung tragen,

Die so oft dich trog,

Und bey deinem Weh, bey deinem Glücke,

Blieb in eigenwill’ger, starrer Ruh’?

Sieh, da tritt der Geist in sich zurücke,

Und das Herz – es schließt sich zu.

So fand ich dich und ging dir frey entgegen.

O sie ist werth zu seyn geliebt!

Rief ich, erflehte dir des Himmels reinsten Segen,

Den er dir nun in deiner Freundinn giebt.

Historisch überlieferte Fassungen

Mitten im Getümmel mancher Freuden,
Mancher Sorgen, mancher Herzensnoth,
Denk ich Dein, o Lottchen; denken Dein die Beyden;
Denken an das Abendbrod
Das Du ihnen freundlich reichteſt,
Da du mir auf reichgebauter Flur,
In dem Schooße herrlicher Natur,
Manche leichtverhüllte Spur
Einer lieben Seele zeigteſt.
Wohl iſt mirs daß ich Dich nicht verkannt,
Daß ich gleich Dich in der erſten Stunde,
Ganz den vollen Herzensausdruck in dem Munde,
Dich ein gutes gutes Kind genannt.
Still und eng und ruhig auferzogen
Wirft man uns auf einmal in die Welt;
Uns umſpülen hundert tauſend Wogen,
Alles reizt uns, mancherley gefällt,
Mancherley verdrießt uns, und von Stund zu Stunden
Schwankt das leicht’, unruhige Gefühl:
Wir empfinden, und was wir empfunden
Spült hinweg das bunte Welt-Gewühl.
Wohl ich weiß es, da durchſchleicht uns innen
Manche Hofnung, mancher Schmerz;
Lottchen, wer kennt unſre Sinnen?
Lottchen, wer kennt unſer Herz?
Ach! es möchte gern gekannt ſeyn, überfließen
In das Mitempfinden einer Creatur,
Und, vertrauend, zwiefach neu genießen
Alles Leid und Freude der Natur.
Und da ſucht das Aug’ oft ſo vergebens
Rings umher, und findet alles zu.
So vertaumelt ſich der ſchönſte Theil des Lebens
Ohne Sturm und ohne Ruh;
Und, zu deinem ew’gen Unbehagen,
Stößt dich heute, was dich geſtern zog.
Kannſt du zu der Welt Vertrauen tragen,
Die ſo oft dich trog,
Und bey Deinem Weh’ und Glücke
Blieb in eigenwill’ger ſtarrer Ruh?
Sieh, da tritt der Geiſt in ſich zurücke
Und das Herze ſchließt ſich zu.
So fand ich Dich, und gieng Dir frey entgegen;
O Sie iſt werth zu ſeyn geliebt,
Rief ich, erflehte Dir des Himmels reinſten Seegen,
Den er Dir nun in Deiner Freundin giebt.
Mitten im Getümmel mancher Freuden,
Mancher Sorgen, mancher Herzensnoth,
Denk ich Dein, o Lottchen; denken Dein die Beyden;
Denken an das Abendbrod
Das Du freundlich reichtest,
Da du mir auf reichgebauter Flur,
In dem Schooße herrlicher Natur,
Manche leichtverhüllte Spur
Einer lieben Seele zeigtest.
Wohl ist mirs daß ich Dich nicht verkannt,
Daß ich gleich Dich in der ersten Stunde,
Ganz den vollen Herzensausdruck in dem Munde,
Dich ein gutes Kind genannt.
Still und eng und ruhig auferzogen
Wirft man uns auf einmal in die Welt;
Uns umspülen hundert tausend Wogen,
Alles reizt uns, mancherley gefällt,
Mancherley verdrießt uns, und von Stund zu Stunden
Schwankt das leicht', unruhige Gefühl:
Wir empfinden, und was wir empfunden
Spült hinweg das bunte Welt-Gewühl.
Wohl ich weiß es, da durchschleicht uns innen
Manche Hofnung, mancher Schmerz;
Lottchen, wer kennt unsre Sinnen?
Lottchen, wer kennt unser Herz?
Ach, es möchte gern gekannt seyn, überfließen
In das Mitempfinden einer Creatur,
Und, vertrauend, zwiefach neu genießen
Alles Leid und Freude der Natur.
Und da sucht das Aug′ so oft vergebens
Rings umher, und findet alles zu.
So vertaumelt sich der schönste Theil des Lebens
Ohne Sturm und ohne Ruh;
Und, zu deinem ew'gen Unbehagen,
Stößt dich heute, was dich gestern zog.
Kannst du zu der Welt Vertrauen tragen,
Die so oft dich trog,
Und bey Deinem Weh' und Glücke
Blieb in eigenwill'ger starrer Ruh′?
Sieh, da tritt der Geist in sich zurücke
Und das Herze schließt sich zu.
So fand ich Dich, und gieng Dir frey entgegen;
O Sie ist werth zu seyn geliebt,
Rief ich, erflehte Dir des Himmels reinsten Seegen,
Den er Dir nun in Deiner Freundin giebt.
Mitten im Getümmel mancher Freuden,
Mancher Sorgen, mancher Herzensnoth,
Denk ich Dein, o Lottchen; denken Dein die Beyden;
Denken an das Abendbrod
Das Du ihnen freundlich reichteſt,
Da Du mir auf reichgebauter Flur,
In dem Schooße herrlicher Natur,
Manche leichtverhüllte Spur
Einer lieben Seele zeigteſt.
Wohl iſt mirs, daß ich Dich nicht verkannt,
Daß ich gleich Dich in der erſten Stunde,
Ganz den vollen Herzensausdruck in dem Munde
Dich ein gutes gutes Kind genannt.
Still und eng und ruhig auferzogen
Wirft man uns auf einmal in die Welt;
Uns umſpülen hundert tauſend Wogen,
Alles reizt uns, mancherley gefällt,
Mancherley verdrießt uns, und von Stund zu Stunden
Schwankt das leicht’, unruhige Gefühl:
Wir empfinden, und was Wir empfunden
Spült hinweg das bunte Welt-Gewühl.
Wohl ich weiß es, da durchſchleicht uns immer
Manche Hofnung, mancher Schmerz;
Lottchen, wer kennt unſre Sinnen?
Lottchen, wer kennt unſer Herz?
Ach! es möchte gern gekannt ſeyn, überfließen
In das Mitempfinden einer Creatur,
Und, vertrauend, zwiefach neu genießen
Alles Leid und Freude der Natur.
Und da ſucht das Aug’ oft ſo vergebens
Rings umher, und findet alles zu.
So vertaumelt ſich der ſchönſte Theil des Lebens
Ohne Sturm und ohne Ruh;
Und, zu deinem ew’gen Unbehagen,
Stößt dich heute, was dich geſtern zog.
Kannſt du zu der Welt Vertrauen tragen,
Die ſo oft Dich trog,
Und bey Deinem Weh’ und Glücke
Blieb in eigenwill’ger ſtarrer Ruh?
Sieh, da tritt der Geiſt in ſich zurücke
Und das Herze ſchließt ſich zu.
So fand ich Dich, und gieng Dir frey entgegen,
O Sie iſt werth zu ſeyn geliebt,
Rief ich, erflehte Dir des Himmels reinſten Seegen,
Den er Dir nun in Deiner Freundin giebt.
Mitten im Getümmel mancher Freuden,
Mancher Sorgen, mancher Herzensnoth,
Denk’ ich dein, o Lottchen, denken dein diebeyden,
Wie beym stillen Abendroth
Du die Hand uns freundlich reichtest,
Da du uns auf reichbebauter Flur,
In dem Schooße herrlicher Natur,
Manche leicht verhüllte Spur
Einer lieben Seele zeigtest.
Wohl ist mir’s, daß ich dich nicht verkannt,
Daß ich gleich dich in der ersten Stunde,
Ganz den Herzensausdruck in dem Munde,
Dich ein wahres gutes Kind genannt.
Still und eng und ruhig auferzogen,
Wirft man uns auf Einmal in die Welt,
Uns umspülen hunderttausend Wogen,
Alles reitzt uns, mancherley gefällt,
Mancherley verdrießt uns, und von Stund’zu Stunden
Schwankt das leichtunruhige Gefühl,
Wir empfinden, und was wir empfunden,
Spült hinweg das bunte Weltgewühl.
Wohl, ich weiß es, da durchschleicht unsinnen
Manche Hoffnung, mancher Schmerz.
Lottchen, wer kennt unsre Sinnen?
Lottchen, wer kennt unser Herz?
Ach es möchte gern gekannt seyn, überfließen
In das Mitempfinden einer Kreatur,
Und vertrauend zwiefach neu genießen
Alles Leid und Freude der Natur.
Und da sucht das Aug’ oft so vergebens
Ringsumher, und findet alles zu;
So vertaumelt sich der schönste Theil desLebens
Ohne Sturm und ohne Ruh’;
Und zu deinem ew’gen Unbehagen
Stößt dich heute, was dich gestern zog.
Kannst du zu der Welt nur Neigung tragen,
Die so oft dich trog,
Und bey deinem Weh, bey deinem Glücke,
Blieb in eigenwill’ger, starrer Ruh’?
Sieh, da tritt der Geist in sich zurücke,
Und das Herz – es schließt sich zu.
So fand ich dich und ging dir frey entgegen.
O sie ist werth zu seyn geliebt!
Rief ich, erflehte dir des Himmels reinstenSegen,
Den er dir nun in deiner Freundinn giebt.
Mitten im Getümmel mancher Freuden
Mancher Sorgen mancher Herzensnoth
Denk ich dein, o Lottchen, dencken dein die beyden
Wie du bey dem beym stillen Abendroth
Uns Du die Hand so uns freundlich reichtest,
Da du uns auf reichbebauter Flur
In dem Schoose herrlicher Natur
Manche leicht verhüllte leichtverhüllte Spur
Einer lieben Seele zeigtest.
Wohl ist mir's daß ich dich nicht verkannt,
Daß ich gleich dich in der ersten Stunde,
Ganz den Herzensausdruck in dem Munde,
Dich ein wahres, gutes Kind genannt.
Still und eng und ruhig auferzogen
Wirft man uns auf einmal in die Welt,
Uns umspülen hundertausend Wogen,
Alles reitzt uns, mancherley gefällt
Mancherley verdrießt uns, und von Stund zu Stunden
Schwanckt das leicht-unruhige leichtunruhige Gefühl
Wir empfinden und was wir empfunden
Spült hinweg das bunte Weltgewühl.
Wohl, ich weiß es, da durchschleicht uns innen
Manche Hofnung, mancher Schmerz . -
Lottchen, wer kennt unser Sinnen?
Lottchen, wer kennt unser Herz?
Ach es möchte gern gekannt seyn, überfließen
In das Mitempfinden einer Creatur,
Und vertrauend, zwiefach neu genießen
Alles Leid und Freude der Natur.
Und da sucht das Aug offt so vergebens
Ringsumher, und findet alles zu;
So vertaumelt sich der schönste Theil des Lebens
Ohne Sturm und ohne Ruh.
Und, zu deinem ewgen ew'gen Unbehagen
Stöst Stößt dich heute was dich gestern zog , ;
Kannst du zu der Welt nur Neigung tragen
Die sooft so oft dich trog,
Und bey deinem Weh bey deinem Glücke
Blieb in eigenwill'ger starrer Ruh?
Sieh da tritt der Geist in sich zurücke,
Und das Herze Herz - es schließt sich zu.
So fand ich dich und ging dir frey entgegen.
O sie ist werth zu seyn geliebt
Rief ich, erflehte dir des Himmels reinsten Segen
Den er dir nun in deiner Freundinn giebt.

Handschriften und Drucke

Sigle Titel Überlieferungsform
🚧 🚧 🚧 🚧
🚧 Hagen-Nr. 545 Der Teutsche Merkur vom J … Druck
🚧 s.3 J. W. Goethens Schriften … Druck
🚧 S 8 Goethe’s Schriften. Achte … Druck
🚧 H.3 Vermischte Gedichte, Erst … Reinschrift

Kontexte

Relation Bezugsentität Quelle
verfasst von Johann Wolfgang Goethe 🚧, H.3 , Hagen-Nr. 545, s.3, S 8
hat Bezug zu Kräuter, Keilschen H.3
datiert auf Frühjahr 1775 (?) Brüning/Henke 2025
datiert auf 1773 oder 1775 MA 3.2, 438
datiert auf Ende 1773 / Anfang 1774 DjG 4, 339
überliefert in 2 Handschriften 🚧, H.3
überliefert in 3 Drucken Hagen-Nr. 545, s.3, S 8
Teil von Vermischte Gedichte, Erste Sammlung H.3
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung Erklärung eines alten Holzschnittes vorstellend Hans Sachsens poetische Sendung 🚧
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung Herbstgefühl s.3
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung Mit einem goldnen Halskettchen S 8, H.3
Nächster Nachbar in der Überlieferung Jägers Abendlied 🚧
Nächster Nachbar in der Überlieferung Mailied s.3
Nächster Nachbar in der Überlieferung Bundeslied S 8, H.3