Vermischte Gedichte

Erste Sammlung

Bundeslied

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In allen guten Stunden,

Erhöht von Lieb’ und Wein,

Soll dieses Lied verbunden

Von uns gesungen seyn!

Uns hält der Gott zusammen,

Der uns hierher gebracht,

Erneuert unsre Flammen,

Er hat sie angefacht.

So glühet fröhlich heute,

Seyd recht von Herzen eins,

Auf! trinkt erneuter Freude

Dieß Glas des echten Weins.

Auf! in der holden Stunde

Stoßt an, und küsset treu

Bey jedem neuen Bunde

Die alten wieder neu!

Wer lebt in unserm Kreise,

Und lebt nicht selig drin,

Genießt die freye Weise

Und treuen Brudersinn?

So bleibt durch alle Zeiten

Herz Herzen zugekehrt;

Von keinen Kleinigkeiten

Wird unser Bund gestört.

Uns hat ein Gott gesegnet

Mit freyem Lebensblick,

Und alles was begegnet,

Erneuert unser Glück.

Durch Grillen nicht gedränget,

Verknickt sich keine Lust,

Durch Zieren nicht geenget,

Schlägt freyer unsre Brust.

Mit jedem Schritt wird weiter

Die rasche Lebensbahn,

Und heiter, immer heiter

Steigt unser Blick hinan.

Uns wird es nimmer bange,

Wenn alles steigt und fällt,

Und bleiben lange! lange!

Auf ewig so gesellt.

Lili’s Park

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Ist doch keine Menagerie

So bunt als meiner Lili ihre!

Sie hat darin die wunderbarsten Thiere,

Und kriegt sie ’rein, weiß selbst nicht wie.

O wie sie hüpfen, laufen, trappeln,

Mit abgestumpften Flügeln zappeln,

Die armen Prinzen allzumal,

In nie gelöschter Liebesqual!

Wie hieß die Fee? – Lili? – Fragt nicht nach ihr!

Kennt ihr sie nicht, so danket Gott dafür.

Welch ein Geräusch, welch ein Gegacker,

Wenn sie sich in die Thüre stellt

Und in der Hand das Futterkörbchen hält!

Welch ein Gequiek, welch ein Gequacker!

Alle Bäume, alle Büsche, scheinen lebendig zu werden:

So stürzen sich ganze Herden

Zu ihren Füßen; sogar im Bassin die Fische

Patschen ungeduldig mit den Köpfen heraus:

Und sie streut dann das Futter aus

Mit einem Blick – Götter zu entzücken,

Geschweige die Bestien. Da geht’s an ein Picken,

An ein Schlürfen, an ein Hacken;

Sie stürzen einander über die Nacken,

Schieben sich, drängen sich, reißen sich,

Jagen sich, ängsten sich, beißen sich,

Und das um ein Stückchen Brot,

Das, trocken, aus den schönen Händen schmeckt,

Als hätt’ es in Ambrosia gesteckt.

Aber der Blick auch! Der Ton!

Wenn sie ruft Pipi! Pipi!

Zöge den Adler Jupiters vom Thron;

Der Venus Taubenpaar,

Ja der eitle Pfau sogar,

Ich schwöre, sie kämen,

Wenn sie den Ton von weitem nur vernähmen.

Denn so hat sie aus des Waldes Nacht

Einen Bären, ungeleckt und ungezogen,

Unter ihren Beschluß herein betrogen,

Unter die zahme Compagnie gebracht,

Und mit den andern zahm gemacht:

Biß auf einen gewissen Punct versteht sich!

Wie schön und ach! wie gut

Schien sie zu seyn! Ich hätte mein Blut

Gegeben, um ihre Blumen zu begießen.

„Ihr sagtet ich! Wie? Wer?“

Gut denn, ihr Herrn, g’rad’ aus: Ich bin der Bär!

In einem Filetschurz gefangen,

An einem Seidenfaden ihr zu Füßen.

Doch wie das alles zugegangen,

Erzähl’ ich euch zur andern Zeit;

Dazu bin ich zu wüthig heut.

Denn ha! steh’ ich so an der Ecke,

Und hör’ von weitem das Geschnatter,

Seh’ das Geflitter das Geflatter,

Kehr’ ich mich um

Und brumm’,

Und renne rückwärts eine Strecke,

Und seh’ mich um

Und brumm’,

Und laufe wieder eine Strecke,

Und kehr’ doch endlich wieder um.

Dann fängt’s auf Einmal an zu rasen,

Ein mächt’ger Geist schnaubt aus der Nasen,

Es wildst die innere Natur.

Was, du ein Thor, Ein Häschen nur!

So ein Pipi! Eichhörnchen, Nuß zu knacken!

Ich sträube meinen borst’gen Nacken,

Zu dienen ungewöhnt.

Ein jedes aufgestutztes Bäumchen höhnt

Mich an! ich flieh’ vom Boulingreen,

Vom niedlich glatt gemähten Grase,

Der Buchsbaum zieht mir eine Nase,

Ich flieh’ in’s dunkelste Gebüsche hin,

Durch’s Gehäge zu dringen,

Über die Planken zu springen!

Mir versagt Klettern und Sprung,

Ein Zauber bleyt mich nieder;

Ein Zauber häkelt mich wieder,

Ich arbeite mich ab, und bin ich matt genung,

Dann lieg’ ich an gekünstelten Kaskaden,

Und kau’ und wein’ und wälze halb mich todt,

Und ach! es hören meine Noth

Nur porzellanene Oreaden.

Auf Einmal! Ach es dringt

Ein seliges Gefühl durch alle meine Glieder!

Sie ist’s die dort in ihrer Laube singt!

Ich höre die liebe, liebe Stimme wieder,

Die ganze Luft ist warm, ist blüthevoll.

Ach! singt sie wohl, daß ich sie hören soll?

Ich dringe zu, tret’ alle Sträuche nieder,

Die Büsche fliehn, die Bäume weichen mir,

Und so – zu ihren Füßen liegt das Thier.

Sie sieht es an: „Ein Ungeheuer! doch drollig!

Für einen Bären, zu mild,

Für einen Pudel, zu wild,

So zottig, täpsig, knollig!“

Sie streicht ihm mit dem Füßchen übern Rücken,

Er denkt im Paradiese zu seyn.

Wie ihn alle sieben Sinnen jücken!

Und Sie, sieht ganz gelassen drein.

Ich küß’ ihre Schue, kau’ an den Sohlen,

So sittig als ein Bär nur mag,

Ganz sachte heb’ ich mich, und schwinge mich verstohlen

Leis’ an ihr Knie – Am günst’gen Tag

Läßt sie’s geschehn, und kraut mir um die Ohren,

Und patscht mich mit muthwillig derben Schlag;

Ich knurr’, in Wonne neu geboren;

Dann fordert sie mit süßem, eitlem Spotte:

Allons tout doux! eh la menotte!

Et faites Serviteur,

Comme un joli Seigneur.

So treibt sie’s fort mit Spiel und Lachen;

Es hofft der oft betrogne Thor;

Doch will er sich ein Bißchen unnütz machen,

Hält sie ihn kurz als wie zuvor.

Doch hat sie auch ein Fläschchen Balsam-Feuers,

Dem keiner Erde Honig gleicht,

Wovon sie wohl einmal, von Lieb’ und Treu’ erweicht,

Um die verlechzten Lippen ihres Ungeheuers

Ein Tröpfchen mit der Fingerspitze streicht,

Und wieder flieht und mich mir überläßt,

Und ich dann, losgebunden, fest

Gebannt bin, immer nach ihr ziehe,

Sie suche, schaudre, wieder fliehe –

So läßt sie den zerstörten Armen gehn,

Ist seiner Lust, ist seinen Schmerzen still;

Ha! manchmal läßt sie mir die Thür halb offen stehn,

Seitblickt mich spottend an, ob ich nicht fliehen will.

Und ich! – Götter ist’s in euern Händen,

Dieses dumpfe Zauberwerk zu enden;

Wie dank’ ich, wenn ihr mir die Freyheit schafft!

Doch sendet ihr mir keine Hülfe nieder –

Nicht ganz umsonst reck’ ich so meine Glieder,

Ich fühl’s! Ich schwör’s! Noch hab’ ich Kraft.

Auf dem See

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Und frische Nahrung, neues Blut

Saug’ ich aus freyer Welt;

Wie ist Natur so hold und gut,

Die mich am Busen hält!

Die Welle wieget unsern Kahn

Im Rudertakt hinauf,

Und Berge, wolkig himmelan,

Begegnen unserm Lauf.

Aug’, mein Aug’, was sinkst du nieder?

Goldne Träume kommt ihr wieder?

Weg, du Traum! so Gold du bist;

Hier auch Lieb’ und Leben ist.

Auf der Welle blinken

Tausend schwebende Sterne,

Weiche Nebel trinken

Rings die thürmende Ferne;

Morgenwind umflügelt

Die beschattete Bucht,

Und im See bespiegelt

Sich die reifende Frucht.

Vom Berge

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Wenn ich, liebe Lili, dich nicht liebte,

Welche Wonne gäb’ mir dieser Blick!

Und doch wenn ich, Lili, dich nicht liebte,

Fänd’ ich hier und fänd’ ich dort mein Glück?

Herbstgefühl

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Fetter grüne, du Laub’,

Am Rebengeländer

Hier mein Fenster herauf;

Gedrängter quellet,

Zwillingsbeeren, und reifet

Schneller und glänzend voller.

Euch brütet der Mutter Sonne

Scheideblick; euch umsäuselt

Des holden Himmels

Fruchtende Fülle;

Euch kühlet des Mondes

Freundlicher Zauberhauch,

Und euch bethauen, ach!

Aus diesen Augen

Der ewig belebenden Liebe

Vollschwellende Thränen.

Rastlose Liebe

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Dem Schnee, dem Regen,

Dem Wind entgegen,

Im Dampf der Klüfte,

Durch Nebeldüfte,

Immer zu! Immer zu!

Ohne Rast und Ruh!

Lieber durch Leiden

Möcht’ ich mich schlagen,

Als so viel Freuden

Des Lebens ertragen.

Alle das Neigen

Von Herzen zu Herzen,

Ach wie so eigen

Schaffet das Schmerzen!

Wie soll ich fliehen?

Wälderwärts ziehen?

Alles vergebens!

Krone des Lebens,

Glück ohne Ruh,

Liebe, bist du!

Geistes-Gruß

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Hoch auf dem alten Thurme steht,

Des Helden edler Geist,

Der, wie das Schiff vorübergeht,

Es wohl zu fahren heißt.

„Sieh, diese Senne war so stark,

Dieß Herz so fest und wild,

Die Knochen voll von Rittermark,

Der Becher angefüllt;

Mein halbes Leben stürmt’ ich fort,

Verdehnt’ die Hälft’ in Ruh.

Und du, du Menschen-Schifflein dort,

Fahr immer, immer zu.“

An ein goldnes Herz, das er am Halse trug

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Angedenken du verklungner Freude,

Das ich immer noch am Halse trage,

Hältst du länger als das Seelenband uns beyde?

Verlängerst du der Liebe kurze Tage?

Flieh’ ich, Lili, vor dir! Muß noch an deinem Bande,

Durch fremde Lande,

Durch ferne Thäler und Wälder wallen!

Ach! Lili’s Herz konnte so bald nicht

Von meinem Herzen fallen.

Wie ein Vogel, der den Faden bricht

Und zum Walde kehrt,

Er schleppt des Gefängnisses Schmach,

Noch ein Stückchen des Fadens nach,

Er ist der alte freygeborne Vogel nicht,

Er hat schon jemand angehört.

Wonne der Wehmuth

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Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thränen der ewigen Liebe!

Ach! nur dem halbgetrockneten Auge

Wie öde, wie todt die Welt ihm erscheint!

Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thränen unglücklicher Liebe!

Wandrers Nachtlied

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Der du von dem Himmel bist,

Alles Leid und Schmerzen stillest,

Den, der doppelt elend ist,

Doppelt mit Erquickung füllest,

Ach! ich bin des Treibens müde!

Was soll all der Schmerz und Lust?

Süßer Friede!

Komm, ach komm in meine Brust!