Lili's Park

»Ist doch keine Menagerie …«

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Lili's Park
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»Ist doch keine Menagerie …«
Quelle der vorläufigen Titeldaten
WA I 2,87
Kennung in der Forschungsdatenbank so:fie
93403

Fassungen aus dem Bereich »Texte«

Lili’s Park

Ist doch keine Menagerie

So bunt als meiner Lili ihre!

Sie hat darin die wunderbarsten Thiere,

Und kriegt sie ’rein, weiß selbst nicht wie.

O wie sie hüpfen, laufen, trappeln,

Mit abgestumpften Flügeln zappeln,

Die armen Prinzen allzumal,

In nie gelöschter Liebesqual!

Wie hieß die Fee? – Lili? – Fragt nicht nach ihr!

Kennt ihr sie nicht, so danket Gott dafür.

Welch ein Geräusch, welch ein Gegacker,

Wenn sie sich in die Thüre stellt

Und in der Hand das Futterkörbchen hält!

Welch ein Gequiek, welch ein Gequacker!

Alle Bäume, alle Büsche, scheinen lebendig zu werden:

So stürzen sich ganze Herden

Zu ihren Füßen; sogar im Bassin die Fische

Patschen ungeduldig mit den Köpfen heraus:

Und sie streut dann das Futter aus

Mit einem Blick – Götter zu entzücken,

Geschweige die Bestien. Da geht’s an ein Picken,

An ein Schlürfen, an ein Hacken;

Sie stürzen einander über die Nacken,

Schieben sich, drängen sich, reißen sich,

Jagen sich, ängsten sich, beißen sich,

Und das um ein Stückchen Brot,

Das, trocken, aus den schönen Händen schmeckt,

Als hätt’ es in Ambrosia gesteckt.

Aber der Blick auch! Der Ton!

Wenn sie ruft Pipi! Pipi!

Zöge den Adler Jupiters vom Thron;

Der Venus Taubenpaar,

Ja der eitle Pfau sogar,

Ich schwöre, sie kämen,

Wenn sie den Ton von weitem nur vernähmen.

Denn so hat sie aus des Waldes Nacht

Einen Bären, ungeleckt und ungezogen,

Unter ihren Beschluß herein betrogen,

Unter die zahme Compagnie gebracht,

Und mit den andern zahm gemacht:

Biß auf einen gewissen Punct versteht sich!

Wie schön und ach! wie gut

Schien sie zu seyn! Ich hätte mein Blut

Gegeben, um ihre Blumen zu begießen.

„Ihr sagtet ich! Wie? Wer?“

Gut denn, ihr Herrn, g’rad’ aus: Ich bin der Bär!

In einem Filetschurz gefangen,

An einem Seidenfaden ihr zu Füßen.

Doch wie das alles zugegangen,

Erzähl’ ich euch zur andern Zeit;

Dazu bin ich zu wüthig heut.

Denn ha! steh’ ich so an der Ecke,

Und hör’ von weitem das Geschnatter,

Seh’ das Geflitter das Geflatter,

Kehr’ ich mich um

Und brumm’,

Und renne rückwärts eine Strecke,

Und seh’ mich um

Und brumm’,

Und laufe wieder eine Strecke,

Und kehr’ doch endlich wieder um.

Dann fängt’s auf Einmal an zu rasen,

Ein mächt’ger Geist schnaubt aus der Nasen,

Es wildst die innere Natur.

Was, du ein Thor, Ein Häschen nur!

So ein Pipi! Eichhörnchen, Nuß zu knacken!

Ich sträube meinen borst’gen Nacken,

Zu dienen ungewöhnt.

Ein jedes aufgestutztes Bäumchen höhnt

Mich an! ich flieh’ vom Boulingreen,

Vom niedlich glatt gemähten Grase,

Der Buchsbaum zieht mir eine Nase,

Ich flieh’ in’s dunkelste Gebüsche hin,

Durch’s Gehäge zu dringen,

Über die Planken zu springen!

Mir versagt Klettern und Sprung,

Ein Zauber bleyt mich nieder;

Ein Zauber häkelt mich wieder,

Ich arbeite mich ab, und bin ich matt genung,

Dann lieg’ ich an gekünstelten Kaskaden,

Und kau’ und wein’ und wälze halb mich todt,

Und ach! es hören meine Noth

Nur porzellanene Oreaden.

Auf Einmal! Ach es dringt

Ein seliges Gefühl durch alle meine Glieder!

Sie ist’s die dort in ihrer Laube singt!

Ich höre die liebe, liebe Stimme wieder,

Die ganze Luft ist warm, ist blüthevoll.

Ach! singt sie wohl, daß ich sie hören soll?

Ich dringe zu, tret’ alle Sträuche nieder,

Die Büsche fliehn, die Bäume weichen mir,

Und so – zu ihren Füßen liegt das Thier.

Sie sieht es an: „Ein Ungeheuer! doch drollig!

Für einen Bären, zu mild,

Für einen Pudel, zu wild,

So zottig, täpsig, knollig!“

Sie streicht ihm mit dem Füßchen übern Rücken,

Er denkt im Paradiese zu seyn.

Wie ihn alle sieben Sinnen jücken!

Und Sie, sieht ganz gelassen drein.

Ich küß’ ihre Schue, kau’ an den Sohlen,

So sittig als ein Bär nur mag,

Ganz sachte heb’ ich mich, und schwinge mich verstohlen

Leis’ an ihr Knie – Am günst’gen Tag

Läßt sie’s geschehn, und kraut mir um die Ohren,

Und patscht mich mit muthwillig derben Schlag;

Ich knurr’, in Wonne neu geboren;

Dann fordert sie mit süßem, eitlem Spotte:

Allons tout doux! eh la menotte!

Et faites Serviteur,

Comme un joli Seigneur.

So treibt sie’s fort mit Spiel und Lachen;

Es hofft der oft betrogne Thor;

Doch will er sich ein Bißchen unnütz machen,

Hält sie ihn kurz als wie zuvor.

Doch hat sie auch ein Fläschchen Balsam-Feuers,

Dem keiner Erde Honig gleicht,

Wovon sie wohl einmal, von Lieb’ und Treu’ erweicht,

Um die verlechzten Lippen ihres Ungeheuers

Ein Tröpfchen mit der Fingerspitze streicht,

Und wieder flieht und mich mir überläßt,

Und ich dann, losgebunden, fest

Gebannt bin, immer nach ihr ziehe,

Sie suche, schaudre, wieder fliehe –

So läßt sie den zerstörten Armen gehn,

Ist seiner Lust, ist seinen Schmerzen still;

Ha! manchmal läßt sie mir die Thür halb offen stehn,

Seitblickt mich spottend an, ob ich nicht fliehen will.

Und ich! – Götter ist’s in euern Händen,

Dieses dumpfe Zauberwerk zu enden;

Wie dank’ ich, wenn ihr mir die Freyheit schafft!

Doch sendet ihr mir keine Hülfe nieder –

Nicht ganz umsonst reck’ ich so meine Glieder,

Ich fühl’s! Ich schwör’s! Noch hab’ ich Kraft.

Historisch überlieferte Fassungen

Ist doch keine Menagerie
So bunt als meiner Lili ihre!
Sie hat darin die wunderbarsten Thiere,
Und kriegt sie ’rein, weiß selbst nicht wie.
O wie sie hüpfen, laufen, trappeln,
Mit abgestumpften Flügeln zappeln,
Die armen Prinzen allzumal,
In nie gelöschter Liebesqual!
Wie hieß die Fee? – Lili? – Fragtnicht nach ihr!
Kennt ihr sie nicht, so danket Gott dafür.
Welch ein Geräusch, welch ein Gegacker,
Wenn sie sich in die Thüre stellt
Und in der Hand das Futterkörbchen hält!
Welch ein Gequiek, welch ein Gequacker!
Alle Bäume, alle Büsche, scheinen lebendigzu werden:
So stürzen sich ganze Herden
Zu ihren Füßen; sogar im Bassin die Fische
Patschen ungeduldig mit den Köpfen heraus:
Und sie streut dann das Futter aus
Mit einem Blick – Götter zu entzücken,
Geschweige die Bestien. Da geht’s an einPicken,
An ein Schlürfen, an ein Hacken;
Sie stürzen einander über die Nacken,
Schieben sich, drängen sich, reißen sich,
Jagen sich, ängsten sich, beißen sich,
Und das um ein Stückchen Brot,
Das, trocken, aus den schönen Händen schmeckt,
Als hätt’ es in Ambrosia gesteckt.
Aber der Blick auch! Der Ton!
Wenn sie ruft Pipi! Pipi!
Zöge den Adler Jupiters vom Thron;
Der Venus Taubenpaar,
Ja der eitle Pfau sogar,
Ich schwöre, sie kämen,
Wenn sie den Ton von weitem nur vernähmen.
Denn so hat sie aus des Waldes Nacht
Einen Bären, ungeleckt und ungezogen,
Unter ihren Beschluß herein betrogen,
Unter die zahme Compagnie gebracht,
Und mit den andern zahm gemacht:
Biß auf einen gewissen Punct versteht sich!
Wie schön und ach! wie gut
Schien sie zu seyn! Ich hätte mein Blut
Gegeben, um ihre Blumen zu begießen.
„Ihr sagtet ich! Wie? Wer?“
Gut denn, ihr Herrn, g’rad’ aus: Ich binder Bär!
In einem Filetschurz gefangen,
An einem Seidenfaden ihr zu Füßen.
Doch wie das alles zugegangen,
Erzähl’ ich euch zur andern Zeit;
Dazu bin ich zu wüthig heut.
Denn ha! steh’ ich so an der Ecke,
Und hör’ von weitem das Geschnatter,
Seh’ das Geflitter das Geflatter,
Kehr’ ich mich um
Und brumm’,
Und renne rückwärts eine Strecke,
Und seh’ mich um
Und brumm’,
Und laufe wieder eine Strecke,
Und kehr’ doch endlich wieder um.
Dann fängt’s auf Einmal an zu rasen,
Ein mächt’ger Geist schnaubt aus der Nasen,
Es wildst die innere Natur.
Was, du ein Thor, Ein Häschen nur!
So ein Pipi! Eichhörnchen, Nuß zu knacken!
Ich sträube meinen borst’gen Nacken,
Zu dienen ungewöhnt.
Ein jedes aufgestutztes Bäumchen höhnt
Mich an! ich flieh’ vom Boulingreen,
Vom niedlich glatt gemähten Grase,
Der Buchsbaum zieht mir eine Nase,
Ich flieh’ in’s dunkelste Gebüsche hin,
Durch’s Gehäge zu dringen,
Über die Planken zu springen!
Mir versagt Klettern und Sprung,
Ein Zauber bleyt mich nieder;
Ein Zauber häkelt mich wieder,
Ich arbeite mich ab, und bin ich matt genung,
Dann lieg’ ich an gekünstelten Kaskaden,
Und kau’ und wein’ und wälze halb mich todt,
Und ach! es hören meine Noth
Nur porzellanene Oreaden.
Auf Einmal! Ach es dringt
Ein seliges Gefühl durch alle meine Glieder!
Sie ist’s die dort in ihrer Laube singt!
Ich höre die liebe, liebe Stimme wieder,
Die ganze Luft ist warm, ist blüthevoll.
Ach! singt sie wohl, daß ich sie hören soll?
Ich dringe zu, tret’ alle Sträuche nieder,
Die Büsche fliehn, die Bäume weichen mir,
Und so – zu ihren Füßen liegt das Thier.
Sie sieht es an: „Ein Ungeheuer! dochdrollig!
Für einen Bären, zu mild,
Für einen Pudel, zu wild,
So zottig, täpsig, knollig!“
Sie streicht ihm mit dem Füßchen übernRücken,
Er denkt im Paradiese zu seyn.
Wie ihn alle sieben Sinnen jücken!
Und Sie, sieht ganz gelassen drein.
Ich küß’ ihre Schue, kau’ an den Sohlen,
So sittig als ein Bär nur mag,
Ganz sachte heb’ ich mich, und schwinge michverstohlen
Leis’ an ihr Knie – Am günst’gen Tag
Läßt sie’s geschehn, und kraut mir um dieOhren,
Und patscht mich mit muthwillig derben Schlag;
Ich knurr’, in Wonne neu geboren;
Dann fordert sie mit süßem, eitlem Spotte:
Allons tout doux! eh la menotte!
Et faites Serviteur,
Comme un joli Seigneur.
So treibt sie’s fort mit Spiel und Lachen;
Es hofft der oft betrogne Thor;
Doch will er sich ein Bißchen unnütz machen,
Hält sie ihn kurz als wie zuvor.
Doch hat sie auch ein Fläschchen Balsam-Feuers,
Dem keiner Erde Honig gleicht,
Wovon sie wohl einmal, von Lieb’ und Treu’erweicht,
Um die verlechzten Lippen ihres Ungeheuers
Ein Tröpfchen mit der Fingerspitze streicht,
Und wieder flieht und mich mir überläßt,
Und ich dann, losgebunden, fest
Gebannt bin, immer nach ihr ziehe,
Sie suche, schaudre, wieder fliehe –
So läßt sie den zerstörten Armen gehn,
Ist seiner Lust, ist seinen Schmerzen still;
Ha! manchmal läßt sie mir die Thür halboffen stehn,
Seitblickt mich spottend an, ob ich nichtfliehen will.
Und ich! – Götter ist’s in euern Händen,
Dieses dumpfe Zauberwerk zu enden;
Wie dank’ ich, wenn ihr mir die Freyheitschafft!
Doch sendet ihr mir keine Hülfe nieder –
Nicht ganz umsonst reck’ ich so meine Glieder,
Ich fühl’s! Ich schwör’s! Noch hab’ ich Kraft.
Ist doch keine Menagerie
So bunt als meiner Lili ihre
Sie hat darin die wunderbarsten Tiere Thiere
Und kriegt sie 'rein, weiß selbst nicht wie.
O wie sie hüpfen, lauffen, trappeln,
Mit abgestumpften Flügeln zappeln,
Die armen Prinzen allzumal
In nie gelöschter Liebesquaal!
"Wie hieß die Fee?" - Lili?" – Fragt nicht nach ihr
Kennt ihr sie nicht ; , so dancket Gott dafür.
Welch ein Geräusch! Welch ein Gegaker,
Wenn sie sich in die Thüre stellt
Und in der Hand das Futterkörbchen hält,
Welch ein Gequick, welch ein Gequacker!
Alle Bäume, alle Büsche, scheinen lebendig zu werden,
So stürzen sich ganze heerden Heerden
Zu ihren Füssen. Sogar im Bassin die Fische
Patschen ungedultig mit den Köpfen heraus
Und sie streut dann das Futter aus
Mit einem Blick - Götter zu entzücken
Geschweige die Bestien. Da gehts an ein Picken
An ein Schlürfen, an ein Hacken.
Sie stürzen einander über die Nacken
Schieben sich, drängen sich, reissen sich,
Jagen sich, ängsten sich, beissen sich,
Und das um ein Stückchen Brod,
Das, trocken, aus den schönen Händen schmeckt
Als hätt es in Ambrosia gesteckt.
Aber der Blick auch! Der Ton!
Wenn sie ruft Pipi! Pipi!
Zöge den Adler Jupiters vom Trohn Thron
Der Venus Taubenpaar
Ja der eitle Pfau sogar
Ich schwöre sie kämen
Wenn sie den Ton von weiten nur vernähmen.
Denn so hat sie aus des Waldes Nacht
Einen Bären, ungeleckt und ungezogen
Unter ihren Beschluß herein betrogen
Unter die zahme Compagnie gebracht,
Und mit den andern zahm gemacht.
Biß auf einen gewissen Punckt versteht sich!
Wie schön und ach! wie gut
Schien sie zu seyn, ich hätte mein Blut
Gegeben um ihre Beete Blumen zu begießen.
"Ihr sagtet ich! Wie? Wer?"
Gut denn, ihr Herrn grad aus: Ich bin der Bär!
In einem Filetschurz gefangen
An einem Seidenfaden ihr zu Füssen.
Doch wie das alles zugegangen
Erzähl ich euch zur andren Zeit,
Dazu bin ich zu wütig wüthig heut.
Denn ha! steh ich so an der Ecke
Und hör von weiten das Geschnatter,
Seh das Geflitter das Geflatter,
Kehr ich mich um
Und brumm
Und renne rückwärts eine Strecke
Und seh mich um
Und brumm
Und laufe wieder eine Strecke
Und kehr doch endlich wieder um.
Dann fängts auf einmal an zu rasen,
Ein mächtger Geist schnaubt aus der Nasen,
Es wildst die innere Natur.
Was, du ein Thor! Ein Häßchen Häschen nur!
So ein Pipi! Eichhönch Eichhörnchen, Nuß zu knacken!
Ich sträube meinen borst'chen Nacken
Zu dienen ungewöhnt.
Ein jedes aufgestutztes Bäumchen hohnt höhnt
Mich an, ich flieh vom Boulingreen
Vom niedlich kurz glatt gemähten Grase.
Der Buchsbaum zieht mir eine Nase,
Ich flieh ins dunckelste Gebüsch dahin Gebüsche hin ,
Durch die Heege Durchs Gehäge zu dringen,
Uber die Plancken zu springen!
Mir versagt Klettern und Sprung
Ein Zauber bleyt mich nieder,
Ein Zauber häckelt mich wieder,
Ich arbeite mich ab und bin ich matt genung
Dann lieg ich an gekünstelten Kaskaden,
Und kau und wein' und wälze halb mich Todt,
Und ach! es hören meine Noth
Nur porzellanene Oreaden.
Auf einmal! Ach es dringt
Ein seliges Gefühl durch alle meine Glieder,
Sie ists die dort in ihrer Laube singt!
Ich hör höre die liebe liebe Stimme wieder
Die ganze Luft ist warm, ist blüte voll blüthevoll .
Ach! singt sie wohl daß ich sie hören soll . ?
Ich dringe zu, tret alle Sträuche nieder
D Die Büsche fliehn, die Bäume weichen mir
Und so - zu ihren Füssen liegt das Thier.
Sie sieht es an: "Ein Ungeheuer! doch drollig!
Für einen Bären, h, zu mild,
Für einen Pudel, zu wild,
So zottig, täpsig, knollig!"
Sie streicht ihm mit dem Füßchen übern Rücken . ,
Er denckt im Paradiese zu seyn.
Wie ihn alle sieben Sinnen jücken!
Und sie Sie, sieht ganz gelaßen drein.
Ich küß' ihre Schue, kau' an den Solen
So sittig als ein Bär nur mag,
Ganz sachte heb ich mich und schmiege mich verstohlen
Leis an ihr Knie , - am günstgen Tag
Laßt sie's geschehn, und kraut mir um die Ohren,
Und patscht mich mit muthwillig derbem Schlag;
Ich knurr in Wonne neu gebohren;
Dann fordert sie mit süßem eitlem Spotte:
Allons tout doux! eh la menotte!
Et faites Serviteur,
Comme un joli Seigneur.
So treibt sie's fort mit Spiel und Lachen,
Es hofft der oft betrogne Thor;
Doch will er sich ein Bißchen unnütz machen,
Hält sie ihn kurz als wie zuvor.
Doch hat sie auch ein Fläschchen Balsam-feuers,
Dem keiner Erde Honig gleicht,
Wovon sie wohl einmal, von Lieb und Treu erweicht,
Um die verlechzten Lippen ihres Ungeheuers
Ein Tröpfchen mit der Fingespitze streicht,
Und wieder flieht und mich mir überläßt
Und ich dann loßgebunden fest
Gebannt bin, immer nach ihr ziehe,
Sie suche, schaudre, wieder fliehe -
So läßt sie den zerstörten Armen gehn,
Ist seiner Lust, ist seinen Schmerzen still , ;
Ha manchmal laßt sie mir die Thür halb offen stehen,
Seitblickt mich spottend an, ob ich nicht fliehen will.
Und ich! - Götter ists in euren Händen
Dieses dumpfe Zauberwerk zu enden;
Wie danck' ich wenn ihr mir die Freyheit schafft ; .
Doch sendet ihr mir keine Hülfe nieder , -
Nicht ganz umsonst reck ich so meine Glieder,
Ich fühls! Ich schwörs, noch hab ich Kraft.
Ist doch keine Menagerie
So bunt als meiner Lili ihre!
Sie hat darin die wunderbarsten Thiere,
Und kriegt sie rein, weiß selbst nicht wie.
O wie sie hüpfen, laufen, trappeln,
Mit abgestumpften Flügeln zappeln.
Die armen Prinzen allzumal,
In nie gelöschter Liebesqual!
Wie hieß die Fee? - Lili? - Fragt nicht nach ihr!
Kennt ihr sie nicht, so danket Gott dafür.
Welch ein Geräusch, welch ein Gegaker,
Wenn sie sich in die Thüre stellt
Und in der Hand das Futterkörbchen hält!
Welch ein Gequiek, welch ein Geguaker!
Alle Bäume, alle Büsche scheinen lebendig zu werden;
So stürzen sich ganze Herden
Zu ihren Füßen; sogar im Bassin die Fische,
Patschen ungeduldig mit den Köpfen heraus.
Und sie streut dann das Futter aus
Mit einem Blick – Götter zu entzücken
Geschweige die Bestien. Da geht’s an ein Picken,
An ein Schlürfen, an ein Hacken;
Sie stürzen einander über die Nacken,
Schieben sich, drängen sich, reißen sich,
Jagen sich, ängsten sich, beißen sich,
Und das um ein Stückchen Brot,
Das, trocken, aus den schönen Händen schmeckt,
Als hätt' es in Ambrosia gesteckt.
Aber der Blick auch! Der Ton!
Wenn sie ruft Pipi! Pipi!
Zöge den Adler Jupiters vom Thron;
Der Venus Taubenpaar,
Ja der eitle Pfau sogar,
Ich schwöre, sie kämen,
Wenn sie den Ton von weiten vernähmen,
Denn so hat sie aus des Waldes Nacht
Einen Bären, ungeleckt und ungezogen,
Unter ihren Beschluß herein betrogen,
Unter die zahme Compagnie gebracht,
Und mit den andern zahm gemacht:
Bis auf einen gewissen Punct versteht sich.
Wie schön und ach wie gut
Schien sie zu seyn. Ich hätte mein Blut
Gegeben, um ihre Blumen zu begießen.
"Ihr sagtet ich! Wie? Wer?"
Gut denn, ihr Herrn, g'rad' aus: Ich bin der Bär
In einem Filetschurz gefangen,
An einem Seidenfaden ihr zu Füßen.
Doch wie das alles zugegangen
Erzähl’ ich euch zur andern Zeit;
Dazu bin ich zu wüthig heut.
Denn ha! steh' ich so an der Ecke,
Und hör von weitem das Geschnatter,
Seh' das Geflitter das Geflätter,
Kehr ich mich um
Und brumm',
Und renne rückwärts eine Strecke,
Und seh’ mich um
Und brumm',
Und laufe wieder eine Strecke,
Und kehr' doch endlich wieder um.
Dann fängt’s auf Einmal an zu rasen,
Ein mächt'ger Geist schnaubt aus der Nasen,
Es wildst die innere Natur.
Was, du ein Thor, ein Häschen nur!
So ein Pipi! Eichhörnchen, Nuß zu knacken!
Ich sträube meinen borst'gen Nacken,
Zu dienen ungewöhnt,
Ein jedes aufgestütztes Blümchen Bäumchen höhet
Mich an! ich flieh' vom Boulingreen,
Vom niedlich glatt gemähten Grase,
Der Buchsbaum zieht mir eine Nase,
Ich flieh' in's dunkelste Gebüsche hin,
Durchs Gehäge zu dringen,
Ueber die Planken zu springen.
Mir versagt Klettern und Sprung,
Ein Zauber bleÿt mich nieder;
Ein Zauber häkelt mich wieder,
Ich arbeite mich ab, und bin ich matt genug,
Dann lieg’ ich an gekünstelten Kaskaden,
Und kau und wein und wälze halb mich todt,
Und ach! es hören meine Noth
Nur porzellanene Oreaden.
Auf Einmal! Ach es dringt
Ein seliges Gefühl durch alle meine Glieder!
Sie ist’s die dort in ihrer Laube singt.
Ich höre die liebe, liebe Stimme wieder,
Die ganze Luft ist warm, ist blüthevoll,
Ach! singt sie wohl, daß ich sie hören soll?
Ich dringe zu, tret alle Sträuche nieder,
Die Büsche fliehen, die Bäume weichen mir,
Und so – zu ihren Füßen liegt das Tier.
Sie sieht es an: "Ein Ungeheuer! Doch drollig!
Für einen Bären, zu wild mild,
Für einen Pudel, zu wild,
So zottig, täpsig, knollig!"
Sie streicht ihm mit dem Füßchen übern Rücken,
Er denkt im Paradiese zu seyn.
Wie ihn alle sieben Sinnen jücken.
Und Sie, sieht ganz gelassen drein.
Ich küß ihre Schuhn, kann an den Sohlen,
So sittig als ein Bär nur mag,
Ganz sachte hebʼ ich mich, und schwinge mich verstohlen
Leis an ihr Knie – Am jüngsten günst'gen Tag
Läßt sie’s geschehn, und kraut mir um die Ohren,
Und patscht mich mit mutwillig derben Schlag;
Ich knurr', in Wonne neu geboren;
Dann fordert sie mit süßem, eitlem Spotte:
Allons tout doux! eh la menotte!
Et faites Serviteur,
Comme un joli Seigneur.
So treibt sie’s fort mit Spiel und Lachen;
Es hofft der oft betrogne Thor;
Doch will er sich ein bißchen unnütz machen,
Hält sie ihn kurz als wie zuvor.
Doch hat sie auch ein Fläschchen Balsamfeuers,
Dem keiner Erde Honig gleicht,
Wovon sie wohl einmal, von Lieb' und Treu' erweicht,
Um die verletzten verlechzten Lippen ihres Ungeheuers
Ein Tröpfchen mit der Fingerspitze streicht,
Und wieder flieht und mich mir überläßt,
Und ich dann, losgebunden, fest
Gebannt bin, immer nach ihr ziehe,
Sie suche, schaudre, wieder fliehe —
So läßt sie den zerstörten Armen gehn,
Ist seiner Lust, ist seinen Schmerzen still;
Ha! manchmal läßt sie nur die Thür halb offen stehn,
Seitblickt mich spottend an, ob ich nicht fliehen will.
Und ich! – Götter ist’s in euren Händen,
Dieses dumpfe Zauberwerk zu enden.
Wie dank’ ich, wenn ihr nur die Freyheit schafft.
Doch sendet ihr mir keine Hülfe nieder –
Nicht ganz umsonst reck' ich so meine Glieder,
Ich fühl’s! Ich schwör's! Noch hab' ich Kraft!

Handschriften und Drucke

Sigle Titel Überlieferungsform
🚧 S 8 Goethe’s Schriften. Achte … Druck
🚧 H.3 Vermischte Gedichte, Erst … Reinschrift
🚧 H.83 Lili's Park … Abschrift

Kontexte

Relation Bezugsentität Quelle
verfasst von Johann Wolfgang Goethe H.3, H.83 , S 8
hat Bezug zu Kräuter, Keilschen H.3
datiert auf Herbst 1775 (?) Brüning/Henke 2025
datiert auf 1775 Eibl 1, 1016
datiert auf Frühjahr oder Herbst 1775 DjG 5, 424
datiert auf vor dem Mai 1775 MA 1.1, 897
überliefert in 2 Handschriften H.3, H.83
überliefert in Druck S 8
Teil von Vermischte Gedichte, Erste Sammlung H.3
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung Bundeslied H.3
Nächster Nachbar in der Überlieferung Auf dem See S 8, H.3