Die Nektartropfen

»Als Minerva, jenen Liebling …«

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Art des Textes
Gedicht
Titel (normiert, vorläufig)
Die Nektartropfen
Gedichtanfang (normiert, vorläufig)
»Als Minerva, jenen Liebling …«
Quelle der vorläufigen Titeldaten
WA I 2,169
Kennung in der Forschungsdatenbank so:fie
93470

Fassungen aus dem Bereich »Texte«

Die Nektartropfen

Als Minerva jenen Liebling,

Den Prometheus, zu begünst’gen,

Eine volle Nektarschale

Von dem Himmel niederbrachte,

Seine Menschen zu beglücken,

Und den Trieb zu holden Künsten

Ihrem Busen einzuflößen;

Eilte sie mit schnellen Füßen,

Daß sie Jupiter nicht sähe;

Und die goldne Schale schwankte,

Und es fielen wenig Tropfen

Auf den grünen Boden nieder.

Emsig waren drauf die Bienen

Hinterher, und saugten fleißig;

Kam der Schmetterling geschäftig,

Auch ein Tröpfchen zu erhaschen;

Selbst die ungestalte Spinne

Kroch herbey und sog gewaltig.

Glücklich haben sie gekostet,

Sie und andre zarte Thierchen!

Denn sie theilen mit dem Menschen

Nun das schönste Glück, die Kunst.

Historisch überlieferte Fassungen

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Die Necktartropfen.

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Als Minerva jenen Liebling
Den Prometheus zu begünst'gen
Eine volle Necktarschaale
Von dem Himmel niederbrachte
Seine Menschen zu beglücken
Und den Trieb zu holden Künsten
Ihrem Busen einzuflößen;
Eilte sie mit schnellen Füßen
Daß sie Jupiter nicht sähe.
Und die goldne Schaale schwankte
Und es fielen wenig Tropfen
Auf den grünen Boden nieder.
Emsig waren drauf die Bienen
Hinterher und saugten fleisig,
Kam der Schmetterling geschäftig
Auch ein Tröpfchen zu erhaschen.
Selbst die ungestalte Spinne
Kroch herbey und sog gewaltig
Glücklich haben sie gekostet
Sie und andre zarte Thierchen;
Denn sie theilen mit dem Menschen
Nun das schönste Glück: die Kunst.
Welcher Unsterblichen
Soll der höchste Preis seyn?
Mit keinem streit' ich
aber ich geb ihn
der ewigbeweglichen
immerneuen
seltsamen Tochter Jovis,
seinem Schooskinde,
der Phantasie.
Denn ihr hat er
alle die Launen
die er sonst nur allein
sich vorbehält,
zugestanden,
und hat seine Freude
an der Thörin.
Sie mag Rosenbekränzt
mit dem Lilienstengel
Blüthenthäler betreten
Sommervögeln gebieten
und leichtnährenden Thau
mit Bienenlippen
von Blüthen saugen.
Oder sie mag
mit fliegendem Haar
und düsterm Blick
Im Winde sausen
um Felsenwand,
und 1000 färbig
wie Morgen und Abend
Immer wechselnd
wie Mondesblicke
den Sterblichen scheinen.
Laßt uns alle
den Vater preisen
den alten, hohen,
der solch eine schöne
unverwelkliche Gattin
dem sterblichen Menschen
gesellen mögen.
Denn uns allein
hat er sie verbunden
mit Himmelsband
und ihr geboten
in Freud und Elend
als treue Gattinn
nicht zu entweichen
Hingegen die armen
andern Geschlechter
der Kinderreichen
lebendigen Erde
in dunkelm Genuß
und trüben Leiden
des augenblicklichen
beschränkten Lebens
Gebeugt vom Joche
der Nothdurft.
Uns aber hat er
seine gewandteste,
verzärtelte Tochter
Freut euch, geeignet gegönnet .
Begegnet ihr lieblich
wie einer Geliebten
Laßt ihr die Würde
der Frauen im Hause
Und daß die alte
Schwiegermutter Weisheit
das zarte Seelchen
ja nicht beleidige!
Doch kenn ich ihre Schwester
die ältere, gesetztere
meine stille Freundin.
O daß die erst
mit dem Lichte des Lebens
sich von mir wende,
die edle Treiberin
Trösterin, Hoffnung.
Als Minerva jenen Liebling,
Den Prometheus, zu begünst’gen,
Eine volle Nektarschale
Von dem Himmel niederbrachte,
Seine Menschen zu beglücken,
Und den Trieb zu holden Künsten
Ihrem Busen einzuflößen;
Eilte sie mit schnellen Füßen,
Daß sie Jupiter nicht sähe;
Und die goldne Schale schwankte,
Und es fielen wenig Tropfen
Auf den grünen Boden nieder.
Emsig waren drauf die Bienen
Hinterher, und saugten fleißig;
Kam der Schmetterling geschäftig,
Auch ein Tröpfchen zu erhaschen;
Selbst die ungestalte Spinne
Kroch herbey und sog gewaltig.
Glücklich haben sie gekostet,
Sie und andre zarte Thierchen!
Denn sie theilen mit dem Menschen
Nun das schönste Glück, die Kunst.

Die Necktartropfen.

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Als Minerva jenen Liebling
Den Prometheus zu begünstgen
Eine volle Necktarschaale
Von dem Himmel niederbrachte,
Seine Menschen zu beglücken
Und den Trieb zu holden Künsten
Ihrem Busen einzuflößen , :
Eilte sie mit schnellen Füßen
Daß sie Jupiter nicht sähe;
Und die goldne Schaale schwanckte,
Und es fielen wenig Tropfen
Auf den grünen Boden nieder.
Emsig waren drauf die Bienen
Hinterher und saugten fleissig fleißig ,
Kam der Schmetterling geschäftig
Auch ein Tröpfchen zu erhaschen;
Selbst die ungestalte Spinne
Kroch herbey und sog gewaltig.
Glücklich haben sie gekostet
Sie und andre zarte Thierchen!
Denn sie theilen mit dem Menschen
Nun das schönste Glück, die Kunst.

Handschriften und Drucke

Sigle Titel Überlieferungsform
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🚧 H.10a Sammlung von Gedichten un … Abschriften
🚧 Nachlass Herder, Kapsel XXXII,6 Gedichtsammlung, Abschrif … Abschrift
🚧 S 8 Goethe’s Schriften. Achte … Druck
🚧 GSA 25/W 2 Vermischte Gedichte, Zwey … 🚧

Kontexte

Relation Bezugsentität Quelle
verfasst von Johann Wolfgang Goethe H.10a, Nachlass Herder, Kapsel XXXII,6, GSA 25/W 2 , S 8
datiert auf etwa 1781 Brüning/Henke 2025
datiert auf 1781 MA 2.1, 582
überliefert in 3 Handschriften H.10a, Nachlass Herder, Kapsel XXXII,6, GSA 25/W 2
überliefert in Druck S 8
Teil von Vermischte Gedichte, Zweyte Sammlung GSA 25/W 2
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung Der Mensch Nachlass Herder, Kapsel XXXII,6
Vorheriger Nachbar in der Überlieferung An die Cicade, nach dem Anakreon S 8, GSA 25/W 2
Nächster Nachbar in der Überlieferung Erinnerung H.10a
Nächster Nachbar in der Überlieferung Die Nektartropfen Nachlass Herder, Kapsel XXXII,6
Nächster Nachbar in der Überlieferung Der Wandrer S 8, GSA 25/W 2